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21.01.2019

Friedlicher Dialog aller Religionen im Ilm-Kreis

Am dritten Wochenende im Januar ist Weltreligionstag. Dieses Jahr fand er am 20. Januar statt. Die Statistiken zeigen, dass die Zahl der konfessionsgebundenen Menschen in Deutschland sinkt. Der Ilm-Kreis legt Wert auf einen Austausch zwischen den Religionen. Die Begegnung im gegenseitigen Respekt und mit Akzeptanz füreinander ist nicht nur im Grundgesetz über den Artikel 4 (Religionsfreiheit) festgeschrieben, sondern auch Auftrag für die Integrationsbereiche im Landratsamt.

Religion und Konfessionszugehörigkeit spielen in der Menschheitsgeschichte bis heute eine zentrale Rolle. Durch Religionen werden Gesellschaft und Politik beeinflusst, Menschen- und Weltbilder geprägt und soziales Miteinander zwischen Kulturen in vielfältiger Weise gelenkt. Am dritten Sonntag im Januar eines Jahres wird dazu der Weltreligionstag gefeiert, in diesem Jahr am 20. Januar. Dieser Aktionstag wurde 1950 durch die Nationale Geistliche Versammlung der Bahai der Vereinigten Staaten initiiert und wird seitdem jährlich gefeiert.

In Deutschland findet der Glauben über die Religionsfreiheit im Grundgesetz seine Erwähnung. Artikel 4 besagt:

(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.

(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.

(3) Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden. Das Nähere regelt ein Bundesgesetz.

Damit ist das Recht auf Religionsfreiheit ein Grundrecht in Deutschland. Mit dem Weltreligionstag findet der Glaube, unabhängig von der Religion, als Diskussion in der Gesellschaft seinen Platz. Vor allem der interreligiöse Austausch steht im Vordergrund. Doch wie viele Menschen in Deutschland sind eigentlich gläubig, also konfessionsgebunden?

Religiöse Verwurzelung ist statistisch kaum abbildbar, formale Religionszugehörigkeit schon eher. Die Erhebung von Daten, wie viele Menschen einer Konfession in Deutschland angehören, ist aber schwierig und zum Teil ungenau. Kleinräumige Zahlen, beispielsweise für den Ilm-Kreis, sind nicht vorhanden. Es gibt sowohl sehr exakte Datenmengen, als auch veraltete Schätzungen. Feststeht: In Deutschland leben Mitglieder unterschiedlicher Religionsgemeinschaften zusammen, darunter Katholiken, Evangelische Christen, orthodoxe Christen, Muslime, Juden, aber auch Hindus und Buddhisten. Doch nicht alle Bundesbürger gehören einer Religion an, viele sind konfessionsfrei. Die weltweit größten Religionen, also die Weltreligionen sind: Christentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus und Judentum.

Nach der statistischen Erhebung im Rahmen der Forschungsgruppe Fowid und des Vereins REMID wurden im Jahr 2018 (Bezugsjahr 2017, Grundlage 82,7 Millionen Einwohner) die statistischen Verteilungen der Religionen in Deutschland erhoben. Die Mehrheit bilden dabei die Katholischen Kirchenmitglieder mit 23,3 Millionen (28%) und die Mitglieder der Evangelischen Kirche mit 21,5 Millionen (26%) Menschen. Der Islam ist die drittgrößte Religionsgruppe mit circa vier Millionen Muslimen (5%). Darunter sind die Sunniten mit 2,6 Millionen die größte Glaubensrichtung. Außerdem gibt es noch Aleviten, Schiiten, Ahmadiyya, Sufi und Ibaditen. Drei Millionen Menschen fallen unter sonstige Religionszugehörigkeiten, beispielsweise die Freikirchlichen Mitglieder (ca. 1,5 Millionen, 1,1%), die orthodoxe Kirche (knapp 2 Millionen, 2%), Judentum (0,1%), Hinduismus (0,1%), Jesiden (0,1%), Buddhismus (0,2%) und Neue Religionen/ Esoterik.

Die größte Gruppe aller Menschen in Deutschland ist damit, entgegen einer weitverbreiteten Überzeugung, konfessionsfrei bzw. ohne Religionszugehörigkeit. Dies trifft auf knapp 30 Millionen Menschen zu, was wiederum einem prozentualen Anteil von knapp 37% entspricht.  Allein seit 1970 sank die Zahl der Katholiken und evangelischen Christen in Deutschland von 94 Prozent auf 56 Prozent bis zum Jahr 2015. Die Zahl der Konfessionslosen hat sich im gleichen Zeitraum fast verzehnfacht. Studien, etwa vom Pew Research Center in den USA, ergeben, dass es selbst mit einer hohen Zuwanderung von Muslimen keine Islamisierung in Europa geben wird. Auch ohne Zuwanderung wird bis 2050 die Zahl der in Europa lebenden Muslime aber zunehmen. Beträgt der Teil der konfessionsgebundenen Muslime in Deutschland derzeit fünf Prozent, liegt er in Thüringen bei drei Prozent. Von einer vielmals befürchteten Islamisierung kann also keine Rede sein. Auch unter den Migranten und Flüchtlingen befindet sich eine Vielzahl von Angehörigen des Christentums.

Aufgrund dieser Daten und der Vielzahl verschiedener existierender Religionszugehörigkeiten legt der Ilm-Kreis Wert auf einen interreligiösen Austausch. Gute Beispiele zur Orientierung gibt es etwa in Weimar. Im Ilm-Kreis haben nicht alle Religionsgemeinschaften eine feste Gemeinde, um sich auszutauschen. So findet sich die jüdische Landesgemeinde in Erfurt. Auch eine Moschee für Muslime entsteht derzeit erst in Erfurt. Religiöse Praktiken spielen für den Landkreis etwa eine Rolle in der Integrationsarbeit. Ausländer- und Integrationsbeauftragte legen viel Wert auf den Respekt und die Achtung religiöser Praktiken. Und tragen diese Werte auch in die Gesellschaft. Immer wieder wird der Austausch mit Gemeinden über den eigenen Landkreis hinaus gesucht. Ziel ist es, voneinander zu lernen.

Anregungen und Ideen nimmt das Integrationsmanagement des Landratsamtes gern auf.

V. i. S. d. P. Doreen Huth, Büro Landrätin

Religionszugehörigkeit Deutschland 2017

Kirchenmitglieder Deutschland 2017