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04.06.2019

Porzellanmanufaktur Martinroda sucht neue Wege

„Frau Enders, Sie sind eine der ersten, die sieht und zu schätzen weiß, was wir hier machen.“ Hans Holland-Moritz freute sich am Dienstag sehr, dass Landrätin Petra Enders zu einem Unternehmensbesuch in die Porzellanmanufaktur nach Martinroda kam. Das traditionsreiche Unternehmen steht vor einer schwierigen Aufgabe. Wie soll es weitergehen? „Was Sie hier schaffen, darf nicht verloren gehen. Sie bewahren eine wichtige Tradition und ein prägendes Handwerk in dieser Region“, ist sich Petra Enders sicher.

Schmuckdöschen, Dekorationsartikel, Sonderanfertigungen, filigrane Vasen und feines Geschirr schmücken den kleinen Ausstellungsraum der Porzellanmanufaktur Martinroda. Unscheinbar liegt das Unternehmen noch auf dem Gelände der ehemaligen Porzellanfabrik Martinroda Friedrich Eger & Co. GmbH, aus der die Manufaktur 1995 als Erbengemeinschaft Eger GbR heraus firmierte. Gründer Friedrich Eger war der Großvater des heutigen Firmenchefs Hans Holland-Moritz. „Wissen Sie, wo die Familie Eger ursprünglich herkommt“, fragte Hans Holland-Moritz die Landrätin Petra Enders vielsagend bei ihrem Betriebsbesuch. „Aus Großbreitenbach.“ Die Verbindung zur Großbreitenbacher Porzellanherstellung sah die Landrätin in vielen Einzelstücken sofort. Und so kamen der Firmenchef und die Großbreitenbacherin sofort ins Gespräch über den Wert guten Porzellans, die Farbstile regionaler Porzellangestalter, über Porzellanschmuck und die vielen Handgriffe, die in jedem Einzelstück stecken. „Frau Enders, Sie sind eine der ersten, die sieht und zu schätzen weiß, was wir hier machen“, würdigte Hans Holland-Moritz das Fachgespräch und Interesse der Landrätin. 

Die heutige Porzellanmanufaktur Martinroda gehört zu den kleinsten in Thüringen. Vor allem in Österreich verkauft Familie Holland-Moritz die liebevoll gestalteten Artikel auf Märkten und Messen. Exportschlager bis in die USA sind handgefertigte Kännchen in Kuhform. Aber auch die Sparbücher sind beliebt. Für die kleinen Schühchen gibt es ganze Sammler-Gemeinschaften. Sonderanfertigungen und Schalen mit Durchbrüchen gehören zu den Markenzeichen des Zwei-Leute-Unternehmens. Immer unterwegs ist das Ehepaar, um die handwerklichen Kleinode an Mann und Frau zu bringen. Doch um sie herum schließen die kleinen Manufakturen.

In den Betrieb kommen schon lange kaum noch Besuchergruppen. „Wenn wir im Ausland erzählen, wo wir herkommen, fragen viele, wo denn Martinroda liegt. Kennt ja keiner. Zwischen Erfurt und Rennsteig eben. Was sollen die Leute hier auch Halt machen.“ Hans Holland-Moritz und seine Frau kämpfen seit vielen Jahren für ihr Geschäft, für das Porzellan, für das Handwerk, das sie von der Pike auf gelernt haben, für eine bessere touristische Erschließung des Ortes. Er hat bei Henneberg in Ilmenau gelernt, sie in Hermsdorf, wo beide sich kennenlernten.

In dem Unternehmen seiner Familie in Martinroda wollte Hans Holland-Moritz schon immer arbeiten. 1977 wurde es Henneberg als volkseigenen Betrieb zugeschlagen. Hans Holland-Moritz musste nach Hermsdorf ausweichen, später nach Plaue zu den Schierholzschen. Nach der Wende wurde das Unternehmen rücküberführt an die Familie und Martin Holland-Moritz konnte es neu aufnehmen als Porzellanfabrik Martinroda Friedrich Eger und ab 1995 als Porzellanmanufaktur Martinroda Erbengemeinschaft Eger. 2017 waren sie noch drei Angestellte. Heute hilft Porzellanmalerin Christine Förster, die einst in dem Betrieb lernte, als Rentnerin noch mit aus.

Auch das Ehepaar Holland-Moritz muss sich überlegen, wie es mit der Manufaktur weitergehen soll. Lange werden sie sie nicht mehr führen können, Nachfolger finden sich keine für das aussterbende Gewerbe. „Ein Museum wäre toll“, schwebt den beiden vor. Die Räumlichkeiten mit einem einzigartigen, begehbaren Rundofen bieten sich durchaus an. Hans und Sabine Holland-Moritz‘ Herzen schlagen für die Porzellanverarbeitung der Region. Sie schwärmen von den eigenen und Schierholzschen Mustern und Gussformen, von den prägenden Persönlichkeiten der Porzellan-Region, von Handwerk und Tradition. Sie wollen ihr wissen gern weiter vermitteln und nebenbei noch herstellen. Dazu bedarf es einer Umwandlung des Betriebes. „In einen Verein“, regt Landrätin Petra Enders an. Den beiden Porzellan-Herstellern gefällt der Gedanke. Doch wo anfangen?

Landrätin Petra Enders gibt weitere Anregungen. Gespräche mit der Industrie- und Handelskammer Südthüringen, in der die Manufaktur Mitglied ist, könnten weiterhelfen. Kontakte zum Regionalverbund Thüringer Wald könnten touristische Impulse liefern. Und eine engere Zusammenarbeit mit dem Kreis schwebt der Landrätin ebenso vor. Schon jetzt pflegen die Wirtschaftsförderung und der Tourismusbeauftragte Manfred Kirchner einen guten Austausch mit dem Unternehmen. Hans Holland-Moritz nimmt Broschüren und Prospekte des Ilm-Kreises mit auf Märkte und Messen, genauso wie die Wirtschaftsförderung und der Tourismusbeauftragte auf die Manufaktur aufmerksam machen, wo es sich anbietet. Die Fachämter beraten Unternehmerinnen und Unternehmer wie Familie Holland-Moritz gern. Und das weiß der Martinrodaer Firmenchef durchaus zu schätzen. Ebenso wie die Gelegenheit, Petra Enders noch einmal die Manufaktur vorstellen zu können, bevor sie vielleicht neue Wege einschlagen wird.

Landrätin Petra Enders besuchte die Porzellanmanufaktur Martinroda, wo Hans Holland-Moritz ihr auch Sonderanfertigungen zeigte.

V. i. S. d. P. Doreen Huth, Büro Landrätin