Berufsinformationsmesse Arnstadt - Heute schauen, morgen arbeiten
Die Berufsschulinformationsmesse am Erfurter Kreuz ist im Ilm-Kreis nicht mehr wegzudenken, wenn es um die Berufsorientierung im Landkreis geht. Zusammen mit dem Tag der offenen Tür des Staatlichen Berufsschulzentrums Arnstadt-Ilmenau am Standort Arnstadt gab die Messe am Samstag, 26. Januar, einen umfangreichen Einblick in Ausbildung, Studium und Berufschancen im Ilm-Kreis. Über 900 Besucherinnen und Besucher kamen. Im nächsten Jahr findet die Messe am 25. Januar 2020 statt.
Der Wertewandel in der Wirtschaft und Berufsausbildung war am Samstag, 26. Januar, am Arnstädter Standort des Staatlichen Berufsschulzentrums deutlich zu merken. Über 70 Aussteller warben mit bunten Plakaten, Naschereien, Technik zum Anfassen und vor allem mit ihren Auszubildenden um den Nachwuchs. Auf Augenhöhe liefen die Gespräche, oft begleitet von Eltern und Großeltern. Nicht die Jugend bat um Ausbildungs- und Praktikaplätze. Aktiv buhlten die Firmenvertreter um Fachkräfte. Wer sich gut vorbereitet hatte mit dem Messenavigator, steuerte gezielt die gewünschten Berufsbilder an. Wer nach Orientierung suchte, fand viele Anregungen.
Zwar kamen mit über 900 Besucherinnen und Besuchern weniger Menschen zur Messe als noch im Vorjahr, das hohe Niveau konnte aber gehalten werden, freute sich Wirtschaftsförderer Jörg Neumann. „Die neuen Aussteller haben uns rückgemeldet, dass sie durch die Bank zufrieden waren.“ Mit dem Wirtschaftsfrühling nach Ostern und „Industrie erleben“ im Mai bildet die Messe im ersten Halbjahr einen gelungenen Auftakt für junge Menschen, im Ilm-Kreis mit Wirtschaft und Bildungseinrichtungen in Kontakt zu kommen. Viele haben kaum eine Vorstellung, welche Berufsmöglichkeiten ihnen in der Heimat offenstehen. Die Organisatoren – Initiative Erfurter Kreuz, Stadt Arnstadt und Staatliches Berufsschulzentrum – sind stolz, diese Messe im Kreis zu haben.
Schirmherrin ist Landrätin Petra Enders. In ihrer Vertretung betonte der Beigeordnete Kay Tischer, wie wichtig die Verzahnung aller Akteure im Kreis sei, um Fachkräfte in der Region zu halten und neue zu gewinnen. „Und das sehe ich mit dieser Messe als sehr gelungen.“ Als Vertretung der Industrie- und Handelskammer Südthüringen legte Dr. Petra Kukuk Wert darauf, dass die Berufsorientierung endlich ein fest verankerter Bereich des Schulgesetzes wird. 311 der 1050 Ausbildungsverträge im IHK-Bereich wurden im Ilm-Kreis für das Lehrjahr 2018 in Kammer-Betrieben abgeschlossen. Den Schwerpunkt bildeten die kaufmännischen Bereiche. 91 Verträge verbucht der Metallbereich. Alle Auszubildenden begegnen modernsten Anforderungen und vielen Berufsbildern im Wandel. Das müssen auch die Berufsschulzentren widerspiegeln. „Berufsschule ist ein Standortfaktor und Schulnetzplanung gehört in die kompetente, kommunale Hand“, waren sich Politik und Wirtschaft im Messegespräch einig.
Wie wirkungsvoll die Messe ist, bewies etwa Helen Brandt. Sie ist Glasveredlerin im ersten Lehrjahr bei Arnstadt Kristall. Die Holzhäuserin wusste vergangenes Jahr noch nicht, was sie beruflich machen wollte und ging auf die Messe. Die Arbeit mit dem Glas gefiel ihr. Nach einem Probetag im Unternehmen war der Ausbildungsvertrag schnell unterschrieben. „Für mich hat sich der Messebesuch total gelohnt“, berichtete sie auch den Standbesucherinnen und -besuchern.
Ähnlich erging es Eric Bergner, der im zweiten Lehrjahr bei der Thales Deutschland GmbH eine Mechatroniker-Ausbildung macht. Während der Großbreitenbacher dem 14-jährigen Jörn aus Erfurt das Löten zeigte, erklärte er: „Ich habe die Thales GmbH auf der Messe kennengelernt und auch da mal gelötet. Das fand ich interessant. Und über die Mund-Propaganda wusste ich, dass das ein gutes Ausbildungsunternehmen ist. Ich bin ein Praktiker und will mich weiterentwickeln. Und hier kann ich das.“
Anja Hartleb kam mit ihrem Sohn Clemens und Freund Lukas aus Plaue, beide in der sechsten Klasse. Landwirtschaft und Tiere haben es ihnen angetan. Aber bei Garant klebten sie auf der Messe erst einmal Holzwürfel zusammen und erfuhren von Holzmechanikerin Madeleine Eppert, wie vielseitig und abwechslungsreich dieser Beruf ist. „Wir schauen uns um, was es noch gibt neben der Landwirtschaft. Die Messe macht einen tollen Eindruck. Ich hoffe sehr, dass mein Kind mal wohnortnah eine Ausbildung findet, die ihm Spaß macht. Es können ja nicht alle weggehen“, sagte Anja Hartleb.
Die jungen Messebesucherinnen und -besucher waren sich eigentlich einig. Ein Beruf muss am Ende Spaß machen, Abwechslung bieten und ein tolles Team-Umfeld haben. Geld spielte da oft eine zweitrangige Rolle. Zieht es viele nach der Schule auch erst einmal ins Ausland, wollen die meisten dann aber in der Heimat Arbeit finden. Die Chancen dafür stehen mittlerweile gut. Ausbildungs- und Studienplätze waren noch für dieses Ausbildungsjahr zu haben. Viele davon bieten auch Einsatzmöglichkeiten im Ausland.
Attraktiver Arbeitgeber ist immer noch der öffentliche Dienst. So stellte das Landratsamt zusammen mit dem Regionalmanagement seine Ausbildungsplätze vor. Interessant fanden das etwa Marius Schaarschmidt aus Ilmenau und Luca Baumgärtner aus Frauenwald. In Begleitung von Freunden und Geschwister besuchten sie die Messe. Sie suchten Arbeit mit Abwechslung und Begeisterung, waren sich aber unsicher, in welche Richtung es gehen soll. Die Auszubildenden Annalena Mönch und Marie Heller wussten zusammen mit Melanie Schrickel viele Einsatzgebiete im Landratsamt.
Handfester ging es bei Marcel Jahn zu. In der Ausbildungswerkstatt erklärte der Berufsschullehrer, wie man Kfz-Mechatroniker wird. Justus und David kamen mit den Eltern aus Winterstein und hörten aufmerksam zu. Auch sie suchen nach einer Ausbildung in Heimatnähe. Die Eltern wünschten sich für den Nachwuchs Berufe, die sie glücklich machen. „Es wird immer Autos geben, die kaputtgehen und die von Menschen repariert werden müssen“, warb Marcel Jahn für die Zukunftssicherheit der Kfz-Mechatroniker. Betrieb suchen, Ausbildungsvertrag unterschreiben und los geht’s. Pro Jahr zwölf Wochen Schule, zehn Wochen Lehrgänge bei der Handwerkskammer, Rest im Betrieb und Urlaub. Nach drei Jahren ist man Geselle, kann den Meister ranhängen und einmal selbst einen Betrieb aufbauen. Marcel Jahn verstand es, den Beruf konkret und attraktiv vorzustellen.
Wer an den Stand von Katrin Neumann und Anke Skutecki kam, hatte seine Entscheidung für die Pflege schon getroffen. Die Krankenschwestern begleiten in den Ilm-Kreis-Kliniken die Auszubildenden während der kompletten Ausbildungszeit und sind ihre Ansprechpartnerinnen in allen Belangen. Pflegeberufe werden derzeit in den Medien viel diskutiert. Schlecht bezahlt, hoher Arbeitsdruck, kaum Wertschätzung. Das Berufsbild leidet darunter. „Es ist ein wunderschöner Beruf, der auch viel zurückgibt“, schwärmen die Krankenschwestern. In den Ilm-Kreis-Kliniken seien die Berufe in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie im Gesundheitswesen attraktive, gut bezahlte und moderne Ausbildungsberufe mit 80 Prozent Übernahmequote. „Wir bilden für den Eigenbedarf aus. Wer zu uns kommt, weiß, worauf er sich einlässt“, erklärten die beiden. Wer Interesse an Medizin und den menschlichen Körper hat, wer Menschen helfen will und sozial kompetent sei, der werde auch in der Pflege seinen Traumberuf finden.
Das alles und vieles mehr erfuhren die Messeteilnehmer im persönlichen Gespräch mit den Unternehmen. Auf Augenhöhe eine Orientierung und einen Platz im Berufsdschungel zu finden, ist die Stärke dieser Messe. Zu erleben ist die Berufsinformationsmesse am Erfurter Kreuz zusammen mit den Tag der offenen Tür des Staatlichen Berufsschulzentrums Arnstadt-Ilmenau wieder im nächsten Jahr am letzten Januar-Wochenende: 25. Januar 2020. Ein Termin, der schon jetzt in den Kalender eingetragen werden sollte.
Das Landratsamt Ilm-Kreis bildet auch aus. Wie, erzählten Marie Heller und Annalena Mönch den Geschwistern Maximilian und Luca Baumgärtner.
V. i. S. d. P. Doreen Huth, Büro Landrätin