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09.11.2018

Drei Denkmalpreise für herausragendes Engagement

Für die Ehrung der diesjährigen Denkmalpreisträgerinnen und –träger hätte es mit der Heimatstube in Angelroda keinen passenderen Platz am Donnerstagabend geben können. Der Heimatverein Angelroda richtete nicht nur den Gemeindesaal liebevoll für die Dankeschön-Veranstaltung mit her, er führte auch gern durch die Kirche im Ort und die Heimatstube in nächster Nachbarschaft. Wie der Verein haben auch die diesjährigen Preisträgerinnen und –träger viel Zeit, Kraft und Enthusiasmus in die Bewahrung historischer Räume investiert. Es lohnt sich.

Die diesjährige Denkmalpreisplakette erhielten in diesem Jahr Petra und Hans-Jochen Dietz für ihre Jugendstilvilla in der Ilmenauer Waldstraße. Der Sonderpreis für jahrelanges Engagement im Bereich der Denkmalpflege ging an den Altstadtkreis Arnstadt e.V. Mit einem dritten Ehrenpreis der Landrätin wurde der Heimatgeschichtsverein Gehren e.V. geehrt, der sich zum Tag des offenen Denkmals am 9. September mit vielen einfallsreichen Initiativen einem Leerstandsthema in dem Ilmenauer Ortsteil widmete. Sie erweckten mit originellen Ideen die alte Schule wieder zum Leben.

Kleinode im Dornröschenschlaf, vergessene Orte, vom Zerfall bedrohte Erinnerungsbauten, sie alle stehen im Blickpunkt der Denkmalpflege. Immer wieder unter neuem Motto werden sie zum Denkmaltag für die Öffentlichkeit geöffnet und die Arbeiten an den Objekten vorgestellt. Dabei fasziniert nicht nur die Geschichte, die in der Luft dieser historischen Mauern oft gespürt werden kann. Es sind die Menschen, die sich über Jahre mit viel Kraft, Mut und Ausdauer der Wiederbelebung solcher Orte hingeben und viel Sachverstand und Gefühl Verborgenes hervorholen.

In diesem Jahr hieß es: "Entdecken, was uns verbindet". Und so unterschiedlich alle am Denkmaltag gezeigten Objekte auch waren, so verbanden eben die dort oft ehrenamtlich Tätigen alle miteinander. Sie gaben Wissen an die Besucherinnen und Besucher weiter, sie zeigten liebgewonnene Details und sie machten Mut, sich den Herausforderungen der Denkmalpflege zu stellen. 

Die drei vergebenen Denkmalpreise gehören als fester Teil der Anerkennung dazu. Mit der Denkmalplakette wurde in diesem Jahr eine private Initiative gewürdigt. Familie Dietz aus Ilmenau erwarb 1996 die damals 90-jährige Jugendstilvilla in der Waldstraße 22. Einst der Sitz der Familie Schubert verbinden die Ilmenauerinnen und Ilmenauer vor allem ihre Erinnerungen an die Zeiten als Jugendherberge mit dieser Villa. Als Familie Dietz das Objekt übernahm, sah sie sich zwar mit einem hohen Sanierungsstau konfrontiert, machte sich aber sofort an die Arbeit. Sie legte viele Details frei, restaurierte eng am Original und bewies in jedem Raum Gespür und Geschick in der Gestaltung. Die so entstandenen Privaträume öffnete die Familie zum Denkmaltag und konnte gut 200 Besucherinnen und Besucher begrüßen. Neben der Denkmalplakette und einer Urkunde nahm die Familie Dietz auch einen Scheck der Sparkasse Arnstadt-Ilmenau entgegen mit 1.000 Euro.

Der Altstadtkreis Arnstadt kann schon auf 25 Jahre Bestehen zurückschauen. Spuren hat er viele in der ältesten Stadt Thüringens hinterlassen. Dank ihm erklingt das Glockenspiel im Jacobs-Kirchturm. 40 blaue Wandertafeln führen Gäste und Einheimische zu den spannendsten Flecken der Baugeschichte Arnstadts. Maria und Bonifatius grüßen dank des Altstadtkreises wieder vom Rathaus die Passanten. Nicht zuletzt rettete der Verein das Bachhaus in der Kohlgasse 7 vor dem Verfall, indem er es als Vereinsdomizil wiederbelebte und dort zusammen mit der Wohnungsbaugesellschaft und der Stadt viele Maßnahmen zum Erhalt ergriff. Regelmäßig und besonders zum Tag des offenen Denkmals öffnen die Ehrenamtlichen die Türen des Bachhauses und erzählen von seiner Geschichte. Das honoriert der Ilm-Kreis mit einer Urkunde und 500 Euro Spende durch die Sparkasse Arnstadt-Ilmenau.

Zum ersten Mal wurde in diesem Jahr auch ein Ehrenpreis der Landrätin verliehen. Er würdigt vor allem die Initiative zum Tag des offenen Denkmals und wie mit viel Einfallsreichtum ein Problem in einem Ort angegangen werden kann. Der Preis soll vor allem Mut machen, wo eben solche Initiativen gebraucht werden. Leerstand ist ein Thema, das viele Orte in Thüringen betrifft. In Gehren sitzt die Wunde sogar mitten im Ort. Die alte Schule steht seit vielen Jahren leer. An ihr hängen viele Erinnerungen der Einheimischen und manch einem, der hier die Schulzeit verbrachte, tut es in der Seele weh, zu sehen, wie das Gebäude dahinvegetiert. „Wachgeküsst“, sagt sich der Heimatgeschichtsverein und geht auf den Besitzer, ein bekannter deutscher Schauspieler, mehrmals zu, um das Objekt wiederzubeleben. Nichts passierte. Aufgeben kam nicht in Frage. Und so wurde der diesjährige Denkmalstag genutzt, das Objekt wieder in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken. Eine historische Schulstunde, Ausstellungen und der Auftritt der Grundschülerinnen und -schüler sorgten dafür, das Gebäude wieder in die Öffentlichkeit zu bringen. Das gelang so abwechslungsreich, mutig und liebevoll, dass Landrätin Petra Enders dieses Engagement besonders würdigen will. Sie überreichte dem Verein eine Urkunde und gab 300 Euro als Spende.

Wie viel Geschichte in Denkmälern steckt, wurde im Anschluss der Preisverleihung deutlich. Bürgermeister Udo Lemmer und auch der Heimatverein Angelroda ließen es sich nicht nehmen, viele interessante Anekdoten und Erinnerungen zu den Ausstellungsstücken in der Heimatstube zu erzählen. Sie handelten von mutigen Adligen aus Angelroda, bekannten Lehrern, Imkern und Förstern, von Festen, Katastrophen und Rivalitäten und vor allem von den kleinen Momenten eines Ortes und längst vergangenen Alltages, die Identität stiften. Ob Schuster, Bäcker, Schneider oder Glasmacher, ob Viadukt, Kirche, Kammerlöcher oder Gera, überall findet sich Geschichte, die vom Heimatverein gesucht, aufbereitet und bewahrt wird. Dafür dankt Landrätin Petra Enders nicht nur den Aktiven in Angelroda, sondern jedem Ehrenamtlichen, der sich dem Erinnern in solcher Form widmet.

V. i. S. d. P. Doreen Huth, Büro Landrätin

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