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30.06.2020

Echte Naturfreund*innen füttern keine Wasservögel

Das Füttern mit altem Brot ist an manchen Teichen ein oft beobachtetes Freizeitvergnügen von Jung und Alt. Kinder können die Enten ganz nah sehen und auch so manche Rauferei, um die letzten Krümel ist zu erleben. Also wird oft noch mehr gefüttert oder gleich die gesamte Brottüte ausgeleert. Brot aber macht Enten fett, das Wasser trüb und zieht ungewollte Mitesser an.

Die Naturschutzbehörde des Landkreises weist auf die Gefahren des vermeintlich tierlieben Vergnügens der Entenfütterung an Gewässern hin: Immer mehr altes Brot treibt im Wasser – ein scheinbar reich gedeckter Tisch für alle Wasservögel. Aber auch Ratten, nehmen das Angebot gerne an. So siedeln sich oft zu viele Tiere für die in der Regel kleinen Teiche an. Überschüssige Brotreste und der Kot der vielen Tiere tragen reichlich Nährstoffe in das Gewässer ein. Bald können diese nicht mehr von Pflanzen aufgenommen werden. Als Folge vermehren sich besonders Algen und Bakterien. Der Teich wird trüb und färbt sich je nach Art der Algenblüte grün oder viel seltener rötlich bzw. blau. Irgendwann sterben die Algen ab und werden von Bakterien zersetzt. Dafür brauchen die Bakterien reichlich Sauerstoff.

Wenn das organische Material - abgestorbene Pflanzen, Algen, Futterreste und Entenkot - immer mehr wird, erhöht sich auch die Anzahl der sauerstoffzehrenden Bakterien stark. In deren Folge kann es im Gewässer zu einem akuten Sauerstoffmangel kommen. Nicht genug Sauerstoff bedeutet für viele Teichwasserbewohner*innen wie Fische, Kaulquappen und Co den sicheren Tod. Im Volksmund ist dieser Vorgang unter dem Begriff „Umkippen“ bekannt.

Zudem wurde festgestellt, dass eine „brot-dominierte Vogeldiät“ zu schwächeren Tieren führt und diese auch mehr Parasiten haben. Wenn viele Wasservögel eng zusammenleben, können sich Krankheiten einfacher und schneller unter den Tieren ausbreiten. Bei Schwänen hat man ferner beobachtet, dass diese eine Abhängigkeit von Brot entwickeln. Die Tiere verlassen sich auf die Fütterung und suchen viel seltener selbstständig nach passender Nahrung wie Algen, Kleinkrebsen, Würmern, Schnecken, Insekten und Pflanzenteilen.

Dabei sind Wasservögel hervorragend an ihren Lebensraum angepasst. In geeigneten Habitaten finden sie auch ausreichend natürliches Futter und müssen daher nicht gefüttert werden, um zu überleben.

Möchte man trotzdem unbedingt füttern, dann bitte richtig! Nicht zu viel und passendes Futter: Getreide, frisches Obst oder spezielles Wasservogelfutter aus dem Fachhandel. „Füttern Sie nur an Land und werfen Sie kein Futter ins Wasser, damit das Gewässer nicht unnötig verschmutzt wird. Geschimmeltes schadet den Wasservögeln! Verdorbene Lebensmittel sind kein Futter, sondern gehören in die Restmülltonne oder Biotonne (ohne Verpackung)“, rät die Naturschutzbehörde.

Weitere Informationen:

LBV-Ratgeber: Soll man Enten füttern? www.lbv.de/ratgeber/lebensraum-garten/voegel-fuettern/soll-man-enten-fuettern/

Vogelschutzwarte Schweiz: Fütterung von Wasservögeln www.vogelwarte.ch/de/voegel/ratgeber/fuetterung-im-winter/fuetterung-von-wasservoegeln

Wildvogelhilfe.org: Futter für Wasservögel wp.wildvogelhilfe.org/de/vogelwissen/winterfuetterung/artgerechte-auswahl-des-futters/futter-fuer-wasservoegel/

Wasservögel fressen sich an einem Gewässer an Brotresten satt. Foto: Holger Schué, Pixabay

V. i. S. d. P. Doreen Huth, Büro Landrätin