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09.03.2023

Initiative "Ilm-Kreis blüht" zeigt Erfolge - Landrätin Petra Enders zieht Resümee

„Das Ziel von „Ilm-Kreis blüht“ ist es, die Insektenvielfalt durch die Erhaltung, ökologische Aufwertung und Schaffung von Lebensräumen zu fördern. Denn in ihren Lebensräumen finden Insekten Nistplätze, Nahrung und Baumaterial. Ein Projekt, das nur gemeinsam mit Kommunen, Gemeinden und interessierten Bürgerinnen und Bürgern gelingen kann“, sagt Landrätin Petra Enders, und zieht für das Jahr 2022, in dem das Projekt startete, eine positive Bilanz. 

Ilm-Kreis blüht“ ist eine Initiative des Landkreises in Zusammenarbeit mit der Natura 2000-Station Gotha/Ilm-Kreis. Finanziert wird das Vorhaben über das Regionalbudget Nachhaltigkeit – ein Modellprojekt des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz. „Im Rahmen des groß angelegten Projektes sollen möglichst viele Blühwiesen, Blühhecken, artenreiche Wegränder und Schutzäcker angelegt, entwickelt bzw. gepflegt werden“, erklärt Landrätin Petra Enders, und verweist auf altbekannte, aber überlebte Denkmuster, z. B.  „Totholz muss aufgeräumt werden“, „Rasen muss kurzgehalten werden“, „Brennnesseln und Disteln müssen ausgerupft werden“.

„Leicht umsetzbare Maßnahmen, wie den Rasen seltener zu mähen, Disteln und Brennnesseln in einer Ecke des Gartens wachsen und Staudenstängel über den Winter stehen zu lassen oder Laubhaufen nicht zu beräumen, haben nicht nur eine positive Wirkung auf Insekten, sondern ersparen auch viel unnötige Arbeit“, betont sie und bedankt sich bei der Unteren Naturschutzbehörde für das große Engagement zur Umsetzung des ambitionierten Projekts. Eine wichtige Rolle nimmt in diesem Zusammenhang auch die Natura 2000-Station Gotha/Ilm-Kreis ein, die das Projekt intensiv unterstützt.

Auftakt der Aktion war am 7. April 2022. Damals griffen die Landrätin und Grundschüler aus Stadtilm zu Schaufeln, Spaten und Gießkannen, um im Stadtilmer Kirchgarten Obstbäume zu pflanzen und Blumensamen auszusäen. „Das war ein gelungener Start für die Initiative, die sich für mehr Biodiversität und Insektenschutz im Ilm-Kreis einsetzt“, so Petra Enders. Die Kirchgemeinde möchte diesen Ort in eine ökologische Oase inmitten der Stadt umwandeln. Schritt für Schritt sollen hier artenreiche Wiesen, insektenfreundliche Staudenbeete, Blühhecken angelegt werden, aber auch Totholzhaufen, Trockenmauern und ein kleiner Teich sind geplant. Die Initiative „Ilm-Kreis blüht“ stellte für diese Idee die Technik, das regionale Saatgut und die Obstbäume und unterstützte mit Rat und Tat bei der Aussaat und Pflanzung, selbstverständlich mit der tatkräftigen Unterstützung der Kinder aus der Stadtilmer Grundschule.

Mit den Fördergeldern des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz über das Regionalbudget Nachhaltigkeit konnten für verschiedene Vorhaben im Projekt „Ilm-Kreis blüht“ u. a. insektenfreundliche Technik und regionales Saatgut angeschafft werden.

Durch die Anlage von Blühwiesen, Blühhecken und Wegränder im Rahmen von „Ilm-Kreis blüht“ sollen neue Lebensräume für Insekten und Co. geschaffen werden. Aber allein die Schaffung von neuen Lebensräumen reicht nicht aus, es geht auch darum vorhandene Grünflächen wilder und artenreicher zu gestalten und zu pflegen. Dies kann aber nur gemeinsam gelingen mit den Menschen im Ilm-Kreis. Deshalb stehen vor allem Projekte mit den lokalen Akteuren – sei es mit einer Kommune, einer Firma, einem Kindergarten oder auch Bürgern - im Mittelpunkt.

So konnte schon einige Blühwiesen eingesät werden, wie z. B. eine Fläche am Geraradweg in Arnstadt, auf dem Firmengelände von Avermann und eine kommunale Fläche in Stützerbach. Ende November wurde eine Streuobstwiese bei Branchewinda gepflanzt und die Pflege von Feldrändern bei Stadtilm wurde ausgeschrieben. Zu diesen ersten Vorhaben sollen in den nächsten Jahren noch viele weitere kommen. Bereits kurz nach dem Start der Initiative fand im Mai ein Auftaktworkshop für Kommunen statt. Hier wurden Möglichkeiten vorgestellt, wie Kommunen Blühwiesen schaffen und pflegen können, wie man Feldraine erhält und für das Thema Insektenschutz sensibilisiert. Rund 20 kommunale Vertreterinnen und Vertreter folgten der Einladung, lauschten den informativen Vorträgen und beteiligten sich rege an der Diskussion.

Bereits zur Auftaktveranstaltung wurde angesprochen, dass Bauhofmitarbeiter sich umfassende Schulungen wünschten, um den Aufgaben zur Pflege der zahlreichen kommunalen Grün- und Freiflächen fachlich versiert nachkommen zu können. Im Nachgang der Auftaktveranstaltungen wurde daher im Rahmen von „Ilm-Kreis blüht“ die ersten vier Workshops speziell für Bauhofmitarbeiterinnen und -mitarbeiter erarbeitet und in der zweiten Jahreshälfte umgesetzt. Die entwickelten Workshops bestehen aus einem Theorieteil und einem Praxisteil. In den ersten zwei Workshops ging es um die Anlage von Blühwiesen, insektenfreundliche Grünflächenpflege und die Neophyten-Bekämpfung (invasive Arten). Im Praxisteil wurde die insektenfreundliche Technik vorgeführt, indem kleine Blühflächen in Ilmenau und Arnstadt angelegt wurden. Bei den zwei letzten Workshops für das 2022 stand die Gehölzpflege im Zentrum – wie werden Stadtbäume und Obstbäume schonend und werterhaltend gepflegt. Im Praxisteil wurden auf nahelegenden Streuobstwiesen der schonende Pflegeschnitt gezeigt.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die Workshops gut angenommen und so planen wir diese mit neuen Themenschwerpunkten fortzuführen. Die Resonanz im südl. Ilm-Kreis war ausgesprochen gut. Wir konnten zusammen 74 Teilnehmer begrüßen. Ein Dank gebührt vor allem den Verwaltungsleitern, die ihren Mitarbeitern die Teilnahme ermöglicht haben.

Um mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen, organisierte die Untere Naturschutzbehörde einen Vortrag zu Wildbienen in der Stadtkirche Stadtilm und eine Schmetterlings-Exkursion auf der Sommerleite bei Branchewinda. Zudem beteiligte sich „Ilm-Kreis blüht“ am Streuobstfest in Dannheim und das Projekt war auch mit einem Stand beim Hoffest des Landratsamtes vertreten.

 Darüber hinaus berieten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der unteren Naturschutzbehörde und der Natura 2000-Station Ilm-Kreis Gotha/Ilm-Kreis Interessierte zu „Ilm-Kreis blüht“, insbesondere die Anlage von Blühwiesen war ein oft angefragtes Thema.

Für 2023 ist die Gestaltung der Internetseite geplant, auf der alle Projektflächen, Infos zur Anlage und Pflege von Blühwiesen, Terminankündigungen und vieles mehr eingesehen werden kann. Sie soll noch im 1. Quartal ans Netz gehen. „Unser Ziel ist es, beständig über „Ilm-Kreis blüht“ zu informieren und über alte, überholte Denkmuster, wie z. B. ‚früher war der Wald aufgeräumter‘, ‚Gras darf nicht zu hoch sein‘, ‚Grünschnitt gehört auf die Deponie, ‘Brennnesseln und Disteln müssen ausgerupft werden` aufräumen“, so Landrätin Petra Enders.

Leicht umsetzbare Maßnahmen, wie den Rasen seltener zu mähen, Disteln stehen lassen, Staudenstängel über den Winter zu belassen oder Laubhaufen nicht zu beräumen, haben nicht nur eine positive Wirkung auf Insekten und Kleinsäuger, sondern ersparen auch viel unnötige Arbeit. Dieses Wissen wollen wir so gesammelt zur Verfügung stellen. Zusammen mit weiteren Veranstaltungen, Infoschilder an den Projektflächen schaffen wir ein breites Informationsangebot zu „Ilm-Kreis blüht“.  „So soll die Initiative von Jahr zu Jahr wachsen, doch dazu brauchen wir auch die Hilfe von Bürgerinnen und Bürgern im Ilm-Kreis. Wer Ideen hat oder eine Fläche besitzt, die gerne bunter und artenreicher werden könnte, kann sich an die untere Naturschutzbehörde wenden (umweltamt@ilm-kreis.de oder 03628 738 670)“, erklärt sie.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der unteren Naturschutzbehörde schauen sich die Flächen gern vor Ort an und helfen bei deren ökologischer Aufwertung. Die Unterstützung reicht von der Beratung und Vermittlung geeigneter Partner bis hin zur gemeinsamen Einsaat.  

„Wir haben im letzten Jahr viele Rückmeldungen von Bürgern, Firmen, Vereinen sowie Kommunen zu möglichen Blühflächen erhalten. Zum Teil wurden konkrete Flächenvorschläge unterbreitet, die auch für die Entwicklung als Blühwiesen berücksichtig wurden. Eine weitere Blühwiese wird im Ortsteil Siegelbach folgen“, so die Landrätin.

In der Stadt Ilmenau wurde nach Abschluss einer Baumaßnahme in Stützerbach wurde eine Blühwiese im Bereich der Bushaltestelle angelegt. Eine weitere Fläche wird im Frühjahr 2023 in Eingangsbereich des Friedhofes verwirklicht.

Im Rahmen des Wettbewerbes „Mehr Natur in Dorf und Stadt“, welcher durch das TMUEN ausgerufen wurden, hat der Ilm-Kreis 2021 und 2022 die Kommunen Großbreitenbach, Langewiesen, Amt Wachsenburg und die Stadt Arnstadt beraten und unterstützt. Die Stadt Arnstadt und das Amt Wachsenburg waren Preisträger 2021. Die Stadt Arnstadt gehörte auch 2022 mit ihrer „Insektenfreundlichen Gestaltung von Grünflächen“ zu den Gewinnern.  

Erwähnen möchte ich aber auch unsere Kreisbereisung im Sommer, die uns in den südlichen und nördlichen Ilm-Kreis führte. Über die Naturschutzwiese in Altenfeld mit seltenen Orchideen ging es nach Singen auf den „Kaffenberg“. Vorgestellt wurde ein Teilprojekt der Natura 2000-Station Gotha-Ilm-Kreis, das im Rahmen des Projektes „Weidewonne – Zukunftsnetzwerk für schafbeweidete Naturschutzflächen in Thüringen“ umgesetzt wird. Der Erhalt vieler Biotope, beispielsweise die Trocken- oder Halbtrockenrasen am Kaffenberg, ist eng mit einer Landschaftspflege durch Schafe oder Ziegen verbunden. Die dritte Station widmete sich den innerörtlichen Flächen in Arnstadt, die zum Erhalt der Biodiversität neugestaltet werden. Gefördert durch den Wettbewerb „Mehr Natur in Dorf und Stadt“ des Thüringer Umweltministeriums wurden u. a. neue trockentolerante Staudenflächen am Obertunk, Kreuzung Elxlebener Weg angelegt.

Für 2023 sind noch im März zwei Praxisworkshops zum Schnitt von Obstgehölzen vorbereitet (T: am 10.03.2023 für den Raum Arnstadt und am 17.03.2023 für den Raum Ilmenau). Mit dem Titel „Was blüht denn da – artenreiche Weisen erkennen, schaffen und pflegen“ möchte der Ilm-Kreis am 09.06. (Arnstadt) und 16.06. (Ilmenau) das Wissen über einzelne Pflanzen- und Tierarten vertiefen. Für den Herbst ist ein Workshop zur richtigen Heckenpflege in Planung.

Aktuell laufen die Vorbereitungen für die Frühjahrseinsaat für Blühwiesen. Hier sollen in Ilmenau, Großbreitenbach sowie Arnstadt in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Partnern insgesamt 16 Blühwiesen vorbereitet und eingesät werden. Alle Blühflächen sind noch mit entspr. Hinweistafeln zu versehen.

Am 18. März findet der 4. Naturschutztag des Ilm-Kreises statt.Von 9.30 bis 16 Uhr haben wir hochkarätige Vorträge in der Stadthalle Arnstadt geplant. Dieses Mal wird sich alles um das Thema Wasser drehen. 2022 war das wärmste und sonnenreichste Jahr in Thüringen seit Beginn der Aufzeichnungen. Aber es war nicht nur sehr heiß, sondern auch viel zu trocken. Damit reiht sich 2022 nahtlos in die Trockenjahre von 2018 bis 2020 ein. Die Auswirkungen sind fast überall zu spüren. „Deshalb möchten wir zum 4. Naturschutztag sowohl einen Blick zurück als auch einen Blick in die Zukunft des Ilm-Kreises werfen. Fachleute werden erklären, welche Auswirkungen extreme Trockenperioden und steigende Temperaturen auf unsere Gewässer haben werden.

Den Fokus legen wir besonders auf Amphibien, Fische und Biber. Wir möchten aber auch Beispiele für Gewässerrenaturierungen aufzeigen, die positive Effekte für die Artenvielfalt haben“, so Landrätin Petra Enders.

Anmeldungen für den Naturschutztag sind noch bis zum 10. März 2023 per E-Mail unter umweltamt@ilm-kreis.de möglich.

V. i. S. d. P. Anke Roeder-Eckert, Büro Landrätin