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13.03.2019

Kleine Bauteile, große Wirkung

Seit 26 Jahren wird in Frankenhain präzise gedreht. Doch das Familienunternehmen PDF Präzisionsdrehteile Frankenhain GmbH & Co. KG kann auf eine Geschichte bis 1927 zurückschauen. Landrätin Petra Enders besuchte den wichtigsten Arbeitgeber des Ortes am Dienstag, 12. März. „Ein wirklich beeindruckendes Unternehmen, das sich seit vielen Jahren neuen Herausforderungen stellt und mit präzis gedrehten Produkten überzeugt.“

„Kleine Bauteile, große Wirkung“, stellte Landrätin Petra Enders am Dienstagvormittag bei ihrem Firmenbesuch in der PDF Präzisionsdrehteile Frankenhain GmbH & Co. KG beeindruckt fest. Geschäftsführerin Anke Sauerbrey stellte der Landrätin, der Wirtschaftsförderung, dem Leiter des Jobcenters, Alexander Kötschau, und der Presse das Unternehmen vor. Eingeladen zum Betriebsbesuch waren auch Vertreter der Gemeinde. Besonderen Respekt zollte die Landrätin der Geschäftsführerin Anke Sauerbrey, die das Unternehmen 2010 übernahm. „Hier kann man eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge erleben.“

Das Unternehmen kann auf eine lange Tradition zurückschauen. Die Gründung geht ins Jahr 1927 zurück. Seit 1933 hat der Betrieb seinen Standort in Frankenhain in der Bahnhofstraße. Zu DDR-Zeiten stellte die Firma schon Drehteile her unter dem Namen VEB Schrauben- und Metallfabrik Frankenhain. Auch damals schon als Zulieferer für die Automobilindustrie. Die Wendezeit gehört zu einer der wirtschaftlichen Krisenzeiten, die das Unternehmen erfolgreich meistern musste. Zu der Zeit war Gerd Sauerbrey, Vater der heutigen Geschäftsführerin, Werksleiter. „Auf uns hat damals keiner gewartet. Im Gegenteil, die Autobauer kürzten bei ihren Lieferanten“, berichtete Anke Sauerbrey. Auch in Frankenhain musste rationalisiert werden. Gerd Sauerbrey gründete schließlich 1993 die heutige PDF GmbH mit 28 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Zehn von ihnen sind noch heute im Betrieb.

Schnell zeigte sich, dass der Weg nach der DDR-Zeit allein nicht zu schaffen war. Und so gründete man mit der AUCH Präzisionsdrehteile GmbH in Stuttgart einen Firmenverbund. Nach und nach bauten sich die Frankenhainer einen festen Kundenstamm auf, hauptsächlich in der Automobilbranche. Für Bosch sind sie zertifizierter Zulieferer, beliefern Thyssen Krupp in der Noppenwellen-Sparte oder sorgen mit ihren Teilen für Sicherheit in Fußgänger-Sicherheitssystemen und Airbags. Heute ist die PDF GmbH wichtigster Arbeitgeber in Frankenhain. Derzeit sind 57 Männer und Frauen sowie drei Lehrlinge beschäftigt. Gesucht werden Fachkräfte. „Sofort können wir jemanden für die Buchhaltung und in der Elektrik gebrauchen. Aber auch Zerspanungsmechaniker und Maschinen- und Anlagenführer werden immer gern gesehen bei uns“, richtete Anke Sauerbrey ihre Worte auch an Alexander Kötschau. Stolz ist man auf einen sehr engagierten Lehrling, der als unbegleiteter Jugendlicher 2015 aus Afghanistan floh. Er fand in Frankenhain einen Ausbildungsplatz und lernt nun fleißig an den Maschinen, aber auch an seinen Sprachkenntnissen. Seine Zukunft nach der Ausbildung ist ungewiss. Sicher ist, dass das Unternehmen ihn unbedingt halten möchte.

Ob Hydraulikventile, Elemente für Einspritzdüsen, Fangmuttern, Hybridteile aus Metall und Kunststoff, Teile für pyrotechnische Schaltungen oder Gewindebuchsen für Lkw-Getriebe, als Lohndreher sorgen die Frankenhainer seit vielen Jahren für Zufriedenheit in der Automobilbranche, aber auch in Teilen der Konsumgüterindustrie. Es sind zumeist die kleinen Bauteile, die an den mehrspindeligen und einspindeligen Drehmaschinen sowie CNC-Fräsen präzise gefertigt werden. 120 Tonnen Metall werden pro Monat verarbeitet. „Jeder Euro Gewinn wird in neue Maschinen und Werkzeuge investiert“, kalkuliert Anke Sauerbrey genau. Denn der Druck in der Automobilbranche ist groß. Schließlich kommt die Konkurrenz auch aus dem Ausland. Die Frankenhainer überzeugen vor allem durch die Investitionen in Personal und Maschinen als Grundlage der hohen Qualität ihrer Erzeugnisse und durch ihre Flexibilität als kleines Unternehmen. Auch auf spontane Auftragsänderungen können sie schnell und effizient reagieren.

Eine Herausforderung war die Weltwirtschaftskrise 2008/9. Alle Entwicklungen der Automobilbranche weltweit schlagen sich auch auf die Lieferanten nieder. Das bekamen die Frankenhainer auch zu spüren. Weil das Unternehmen viele Neuentwicklungen mit bedienen konnte und an eigener Stelle rationalisierte und umstrukturierte, konnte Gerd Sauerbrey die PDF GmbH über die Krise retten. Heute sind Dieselskandal, Elektrofahrzeuge, der globale Preiskampf und fehlende Fachkräfte die größten Herausforderungen. Die PDF GmbH bezieht ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hauptsächlich aus dem Umland. Die Präzisionsdreher stehen im guten Kontakt mit den Schulen in der Umgebung, zeigen sich auf Messen wie den Wirtschaftsfrühling in Arnstadt und öffnen ihre Türen gern für Praktika. Jungen Menschen zeigen sie gern, wie abwechslungsreich und anspruchsvoll ihre Arbeit ist. Und messen die größten Teile der PDF GmbH auch „nur“ 4,5 Zentimeter im Durchmesser, so haben sie doch eine große Wirkung. 

Am Ende sind es diese kleinen Teile, die Autositze bei Unfällen an Ort und Stelle halten, Getriebe funktionstüchtig machen, sicherstellen, dass Airbags auslösen, oder Motorhauben nachgeben lassen, wenn Autos mit Fußgängern kollidieren. Diese Verantwortung für die eigenen Produkte wird in Frankenhain schon seit Jahrzehnten gelebt.

Mitarbeiterin Conny Droigk prüft im Warenausgang der PDF Präzisionsdrehteile Frankenhain GmbH & Co. KG noch einmal die fertigen Produkte. Geschäftsführerin Anke Sauerbrey stellte Landrätin Petra Enders, Jobcenter-Leiter Alexander Kötschau und der Wirtschaftsförderung den Betrieb vor. Foto: Doreen Huth

V. i. S. d. P. Doreen Huth, Büro Landrätin