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08.03.2019

Petra Enders ermutigt Frauen zu politischem Engagement

„Wenn wir etwas ändern wollen, müssen wir in politische Gremien gehen“, richtete Landrätin Petra Enders beim Frauentagsbrunch am Donnerstag im Frauen- und Familienzentrum in Ilmenau ihre Worte an die anwesenden Frauen. Unter den Gästen befanden sich auch Oberbürgermeister Dr. Daniel Schultheiß, Bürgermeisterin Beate Misch, SPD-Landtagsabgeordnete Eleonore Mühlbauer, CDU-Landtagsabgeordneter Andreas Bühl, Diana Hennig als Vertretung der Grüne-Fraktion, die Gleichstellungsbeauftragten Ursula Günther (Ilm-Kreis), Katrin Hoh (Ilmenau) und weitere Interessenvertretungen. Landrätin Petra Enders wünscht allen Frauen einen erfolgreichen und Mut machenden Frauenkampftag.

Der diesjährige Frauentagsbrunch im Frauen- und Familienzentrum stand einen Tag vor dem Frauenkampftag am 8. März ganz unter dem Zeichen des Jubiläums „100 Jahre Frauentag“. Dass dieser Tag in Deutschland noch immer ein Kampftag ist, betonte nicht nur Ilmenaus Oberbürgermeister Dr. Daniel Schultheiß. „Solange wir noch immer die strukturelle Benachteiligung von Frauen haben, bleibt dieser Tag auch für mich ein Kampftag.“ In den hundert Jahren haben Frauen viel erreicht. Sie erfochten sich nicht nur unter harten Protesten ein ihn zustehendes Wahlrecht und durften am 19. Januar 1919 erstmals ihre Stimmen abgeben. Sie konnten sich auch erstmals für politische Gremien aufstellen. Und so wirkten 1919 Helene Weber und Marie Juchacz neben 32 weiteren Frauen an der Weimarer Verfassung mit und saßen in der Weimarer Nationalversammlung, in der Marie Juchacz 1919 die erste Parlamentarierin war, die das Rederecht ergriff. „Meine Herren und Damen! Es ist das erste Mal, dass eine Frau als Freie und Gleiche im Parlament zum Volke sprechen darf, und ich möchte hier feststellen, ganz objektiv, dass es die Revolution gewesen ist, die auch in Deutschland die alten Vorurteile überwunden hat.“

Ob wirklich alle Vorurteile überwunden sind, bleibt zu diskutieren. Viele Parolen aus der damaligen Frauenbewegung sind nach wie vor aktuell. Etwa wenn es um die gleiche Bezahlung für die gleiche Arbeit geht oder paritätisch besetzte Vorstände, Führungspositionen, Wahllisten oder politische Ämter.

Auch heute noch gehen Frauen zusammen auf die Straße, um für ihre Rechte und Selbstständigkeit zu kämpfen, sei es zur Selbstbestimmtheit über ihren eigenen Körper, gegen Beschneidungen oder gegen sexuelle Belästigungen. Wie aber ist die Lage der Frauen im Ilm-Kreis?

Zum 31. Dezember 2017 lebten 54.132 Frauen und 54.698 Männer im Ilm-Kreis. Somit gab es einen „Überschuss“ von 466 Männern. Die Verteilung der Geschlechter war im Ilm-Kreis relativ ausgeglichen. Frankenhain ist mit 53,2 Prozent der Ort mit dem größten Frauenanteil an der Gesamtbevölkerung. Die wenigsten Frauen im Vergleich zu den Männern gab es in der Stadt Ilmenau und der Gemeinde Kirchheim. In beiden Orten betrug der Frauenanteil 47,6 Prozent. In den Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen (0 bis unter 18 Jahre) und der erwerbsfähigen Bevölkerung (18 bis unter 65 Jahre) gab es einen leicht höheren Anteil an Männern in der Gesamtbevölkerung. In der Altersgruppe der ab 65-Jährigen dreht sich dieser Anteil durch die höhere Lebenserwartung von Frauen wieder um.

Im Ilm-Kreis gab es 2018 immer noch mehr beschäftigte Männer (23.145) als Frauen (20.130), auch wenn sich beide Werte langsam annähern. Die Zahl der Beschäftigten Frauen nahm seit 2009 aber im Vergleich mit dem männlichen Geschlecht leicht stärker zu. Frauen sind häufiger in Teilzeit beschäftigt. 80 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten im Ilm-Kreis sind Frauen. In logischer Konsequenz sind nur auch nur 35,3 Prozent aller Vollzeit-Angestellten Frauen. Gründe hierfür liegen oftmals in der Doppelbelastung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Drei von zehn Führungskräften im Ilm-Kreis sind weiblich. Nach Auswertungen der Agentur für Arbeit sind 537 weibliche sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Führungs- und Leitungspositionen tätig. Ihnen stehen 1408 Männer in Chefposten gegenüber. Die meisten weiblichen Chefinnen gibt es im Erziehungs- und Bildungsbereich, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im Dienstleistungssektor. Es folgen das Gastgewerbe, der Finanz- und Unternehmensdienstleistungsbereich sowie die öffentliche Verwaltung. Die wenigsten weiblichen Führungskräfte gibt es in der Baubranche, im verarbeitenden Gewerbe und in der Wasser-, Ver- und Entsorgungsbranche.

Mit Landrätin Petra Enders ist der Verwaltungsvorsitz des Landkreises durch eine Frau besetzt. Auch andere Landkreise in Thüringen haben Frauen als Verwaltungschefinnen. Laut Linke-Fraktion hat der Thüringer Landtag mit 40,6 Prozent bundesweit den höchsten Frauenanteil im Parlament. Brandenburg geht als erstes Bundesland mit einem Paritätsgesetz in Vorbildwirkung. Das konnten beim Frauentagsbrunch tatsächlich alle anwesenden Politikerinnen und Politiker unisono sagen: Es braucht mehr engagierte Frauen in der Politik, die sich zur Wahl stellen, sich gegenseitig unterstützen und auch ihr passives Wahlrecht wahrnehmen. Und so dankten die Anwesenden dem Organisationsteam des Frauentagsbrunches im Frauen- und Familienzentrum sowie des Mehrgenerationenhauses in Ilmenau um Christine Körner und Sascha Kielholz-Heyer, dass der Tag vor dem Frauentag nicht nur wieder ein Feiertag war, sondern mit vielen frauenpolitischen Forderungen untersetzt wurde.

Landrätin Petra Enders betonte noch einmal: „Lassen Sie uns uns gegenseitig unterstützen. Unterstützen Sie mich in meiner Politik für den Kreis und die Bürgerinnen und Bürger.“ Aus ihrer Geschichte in der Frauengruppe Großbreitenbach heraus weiß sie, was Frauen erreichen können, wenn sie zusammenhalten. Die Frauengruppe entwickelte sich von einer Anlaufstelle für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in der Wendezeit hin zu einer politischen Zweidrittel-Mehrheit im Stadtrat mit Petra Enders als Bürgermeisterin. Viele Hürden meisterten die Frauen auf diesem Weg, wissen das vor 100 Jahren erfochtene Recht umso mehr zu schätzen. Und so endete Petra Enders ihre Grußworte in Erinnerung an eine Frauenrechtlerin der ersten Stunde, Clara Zetkin: „Lassen wir uns nicht schrecken durch die Ungunst äußerer Umstände, haben wir für alle Schwierigkeiten nur eine Antwort: Erst recht!“

SPD-Landtagsabgeordnete Eleonore Mühlbauer, Landrätin Petra Enders, Beate Kretschmar von der Krebs-Selbsthilfegruppe Ilmenau und Ilmenaus Gleichstellungsbeauftragte Katrin Hoh gratulieren zum Frauenkampftag.

V. i. S. d. P. Doreen Huth, Büro Landrätin