Woche der Demenz vom 22. bis 26. September 2025 im Ilm-Kreis: Gemeinsam auf dem Weg zu einem demenzsensiblen Landkreis
Seit 2015 findet in Deutschland jährlich die Woche der Demenz statt. Ziel ist es, zentrale Themen wie Prävention, Diagnose, Versorgung und Teilhabe von Menschen mit Demenz in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken und dabei Verständnis und Unterstützung in der Gesellschaft zu fördern. Im Ilm‑Kreis wird die Woche der Demenz 2025 vom 22. bis 26. September durch ein breit gefächertes Programm begleitet, das fachliche Angebote mit alltagsnahen Formaten vereint.
„Demenz kann jede und jeden treffen – unmittelbar oder im Umfeld: in Familien, Freundeskreisen, am Arbeitsplatz oder in der Nachbarschaft. Es ist höchste Zeit, dass wir lernen, besser mit dieser Realität umzugehen. Mit der Woche der Demenz wollen wir den Ilm-Kreis in einen Raum der Begegnung, des Lernens und der Solidarität verwandeln – als Ausgangspunkt für mehr Menschlichkeit und Verständnis gegenüber Menschen mit Demenz.“
Mit einem abwechslungsreichen Programm aus Fachveranstaltungen, Kulturangeboten und Mitmachaktionen rückt der Ilm-Kreis das Thema Demenz vom 22. bis 26. September 2026 in den Fokus der Öffentlichkeit. Ziel der Veranstaltugnwoche ist es, Aufmerksamkeit zu schaffen, Berührungsängste abzubauen und neue Perspektiven auf ein würdevolles, selbstbestimmtes Leben mit Demenz zu eröffnen. Die Veranstaltungsreihe soll dabei nicht nur informieren, sondern auch zum Mitdenken, Mitfühlen und Mitgestalten einladen.
Die Woche der Demenz wird bundesweit seit 2015 durchgeführt – im Ilm-Kreis markiert sie in diesem Jahr den Beginn eines langfristigen Prozesses, der den Landkreis zu einem demenzsensiblen Lebensraum entwickeln soll. „Es geht darum, das Thema Demenz im öffentlichen Bewusstsein zu verankern, Informationslücken zu schließen, Barrieren im Alltag sichtbar zu machen und unsere Lebenswelt inklusiver zu gestalten. Nur ein demenzsensibler Landkreis ist ein zukunftsfähiger und lebenswerter Landkreis“, betont Landrätin Petra Enders.
„Deshalb wollen wir Schritt für Schritt Barrieren im Denken und im Alltag abbauen, Wissen vermitteln und Verständnis fördern. Dazu gilt es, tragfähige Netzwerke im Landkreis zu stärken, ein neues Miteinander zu entwickeln und Strukturen in Pflege, Verwaltung und Gesellschaft nachhaltig auszubauen.“
Alle Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, an den kostenlosen Veranstaltungen im Rahmen der Woche der Demenz teilzunehmen und gemeinsam ein starkes Zeichen für ein verständnisvolles, inklusives Miteinander zu setzen. Der Flyer zur Woche der Demenz kann hier heruntergeladen werden.
Fachtag „Menschen mit Demenz in unserer Mitte“ am 19. September 2025 in Ilmenau bildet Auftakt der Woche der Demenz
Bereits am Freitag, den 19. September 2025, lädt der Ilm-Kreis unter dem Motto „Menschen mit Demenz in unserer Mitte“ Fachkräfte und Interessierte zu einem Fachtag ins Parkcafé Ilmenau ein. Von 10:00 bis 15:00 Uhr erwarteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein abwechslungsreiches und praxisnahes Programm, das Fachwissen vermittelt, innovative Ansätze vorstellt und den Austausch über neue Wege im Umgang mit Demenz ermöglicht:
10:00 bis 10:20 Uhr: Offiziell eröffnet wird der Fachtag durch Grußworte von Landrätin Petra Enders sowie von Katharina Schenk, der Thüringer Ministerin für Soziales, Gesundheit, Arbeit und Familie (angefragt).
10:20 bis 11:00 Uhr: Anknüpfend daran wird Gerontologin Anja Schollmeyer in ihrem Impulsvortrag „Wie demenzfreundlich ist unsere Lebenswelt? Ausgewählte Aspekte des besseren Miteinanders“ zentrale Perspektiven für ein gesellschaftliches Umdenken vorstellen. Sie beleuchtet, wie sich unsere Alltagswelt – von öffentlichen Räumen über Dienstleistungen bis hin zu sozialen Begegnungen – auf Menschen mit Demenz auswirkt und welche Barrieren oft unbewusst bestehen.
11:00 bis 12 Uhr: Einen weiteren wichtigen Programmpunkt des Fachtags bildet die Vorstellung der Gedächtnissprechstunde des Universitätsklinikums Jena, präsentiert von Prof. Dr. Kathrin Finke. Die Ärztin gibt einen detaillierten Einblick in die Beratungs- und Diagnoseangebote, die Menschen mit dem Verdacht auf eine beginnende Demenzerkrankung und deren Angehörige am Universitätsklinikum erwarten.
Die Gedächtnissprechstunde versteht sich als interdisziplinäre Anlaufstelle für Menschen mit kognitiven Einschränkungen, insbesondere bei ersten Anzeichen von Gedächtnisverlust, Orientierungsschwierigkeiten oder Veränderungen im Verhalten. Sie bietet frühzeitige Diagnostik auf hohem wissenschaftlichem Niveau, verbunden mit individueller Beratung und therapeutischen Empfehlungen.
(12:00 bis 13:00 Uhr: Mittagspause)
13:00 bis 13:30 Uhr: Anschließend wird durch Landrätin Petra Enders das Projekt „Demenzsensibler Landkreis Ilm-Kreis“ vorgestellt. Übergeordnetes Ziel ist es, den Landkreis schrittweise in einen Lebensraum zu verwandeln, in dem Menschen mit Demenz so lange wie möglich sicher, eingebunden und selbstbestimmt leben können. Erste konkrete Maßnahmen aber auch langfristige Entwicklungsziele sidn Thema des Beitrags.
13:30 bis 14:00 Uhr: Im Anschluss nehmen Friedemann Schollmeyer und Gerontologin Anja Schollmeyer das Publikum mit in ein drängendes, oft übersehenes Thema: Schmerzen bei Menschen mit Demenz. Rund 60 bis 80 Prozent der Betroffenen leiden unter – meist unbehandelten – Schmerzen, die aufgrund eingeschränkter Kommunikationsfähigkeiten häufig unerkannt bleiben. Die Folgen sind erheblich: Unbehandelte Schmerzen beeinträchtigen nicht nur die Lebensqualität, sondern führen auch zu Unruhe, Rückzug oder Verhaltensveränderungen, die zusätzlich belasten.
Mit der von Mutter und Sohn gemeinsam entwickelten App „BETTERDEMbefore“ wird hier ein innovativer Lösungsansatz vorgestellt. Die App überträgt einen bewährten, wissenschaftlich fundierten Schmerzbeobachtungsbogen erstmals in ein digitales Format – einfach anzuwenden, praxisnah und insbesondere für den häuslichen Bereich geeignet. Die Idee zur App entstand aus der beruflichen Erfahrung von Anja Schollmeyer im Bereich Gerontologie und dem technischen Interesse ihres Sohnes Friedemann, der das Projekt mit gerade einmal 18 Jahren maßgeblich programmiert und umgesetzt hat.
14:00 bis 15:00 Uhr: Seinen Abschluss findet der Fachtag „Menschen mit Demenz in unserer Mitte“ in der Demonstration der Tovertafel, präsentiert von Mareike Köhler, Geschäftsführerin von Sensory Bloom by LogBUK. Die Tovertafel – niederländisch für „Zaubertisch“ – ist ein interaktives Spielsystem, das speziell für Menschen mit kognitiven Einschränkungen wie Demenz entwickelt wurde. Mittels Lichtprojektionen auf einen Tisch werden einfache, intuitiv verständliche Spiele erzeugt, die sowohl die kognitiven als auch die sozialen Fähigkeiten der Teilnehmenden anregen und beispielsweise auch im Pflegealltag eingesetzt werden können. Spielerisch, sensorisch und gemeinschaftlich fördert die Tovertafel die Aktivität und Teilhabe der Betroffenen – und schafft dabei Momente von Freude, Nähe und Selbstwirksamkeit.
Anmeldungen zum Fachtag „Menschen mit Demenz in unserer Mitte“ sind bis zum 10. September 2025 per E-Mail an Christiane Herrmann (Koordinatorin für Pflege und Seniorenarbeit im Ilm-Kreis) möglich: c.herrmann@ilm-kreis.de
Die Woche der Demenz im Ilm-Kreis vom 22. bis 26. September 2025
Montag, 22. September 2025: Musikalische Lesung – „Das kannst du voll vergessen! Ein Demenz-Report“
Ort: Musikschule Ilmenau, An der Musikschule 1, Ilmenau, Beginn: 19:00 Uhr
Mit einer musikalischen Lesung von Autor André Kudernatsch startet am Montagabend die Woche der Demenzim Ilm-Kreis. Kudernatsch schildert in seinem Buch eindrucksvoll die Erfahrungen mit der Erkrankung seines Vaters – eine Geschichte über Liebe, große Hilflosigkeit und den Versuch, mit der Realität von Demenz umzugehen. Begleitet von Musik entsteht eine dichte Atmosphäre, in der persönliche Erinnerung, emotionale Tiefe und künstlerischer Ausdruck aufeinandertreffen. Die Lesung lädt dazu ein, Demenz nicht nur als medizinische Diagnose, sondern als menschliche Erfahrung zu begreifen – berührend, ehrlich und nah.
Dienstag, 23. September 2025: Vortrag – „Was bleibt!“
Ort: Frauen- & Familienzentrum, Ilmenauer Straße 7a, Großbreitenbach, Beginn: 16:00 Uhr
Am zweiten Tag der Woche der Demenz im Ilm-Kreis richtet sich der Fokus auf die oft übersehenen Stärken von Menschen mit Demenz. Der Vortrag „Was bleibt!“ von Gerontologin Anja Schollmeyer zeigt, welche Potenziale, Fähigkeiten und Persönlichkeitsanteile bei Menschen mit Demenz erhalten bleiben – trotz ihrer Erkrankung. Er lädt dazu ein, den Blick auf Ressourcen statt Defizite zu richten und stellt die Frage: Mit welcher Haltung können wir Menschen mit Demenz im Alltag wirklich stärken?
Mittwoch, 24. September 2025: Filmvorführung und Gespräch – „Vergiss mein nicht!“ mit Regisseur David Sieveking
Ort: Theater Arnstadt, Schlossgarten 1, Arnstadt, Beginn: 17:00 Uhr
In seinem Werk »Vergiss mein nicht!« erzählt Regisseur David Sieveking die Geschichte seiner demenzkranken Mutter – ein einfühlsamer und authentischer Dokumentarfilm über Pflege, Nähe und das Leben mit einer fortschreitenden Krankheit. Mit großer Offenheit und Wärme erzählt der Film von den Herausforderungen und besonderen Momenten im Alltag mit Demenz – jenseits von Klischees und Tabus.
Im Anschluss an die Vorführung berichtet David Sieveking im Gespräch mit dem Publikum von der Entstehung des Films und seinen ganz eigenen Erfahrungen im Umgang mit der Krankheit.
Donnerstag, 25. September 2025: Vernissage und Fachvortrag: „Versteh mich doch! Demenz normal – Vom Verstehen und viel Verständnis“
Ort: Foyer Ilm-Kreis-Kliniken Arnstadt, Bärwinkelstraße 33, Arnstadt, Beginn: 09:00 Uhr
Am Donnerstagvormittag wird die neue Wanderausstellung „Versteh mich doch! Demenz normal“ eröffnet. Zentrales Element, der von der Gerontologin Anja Schollmeyer entwickelten Ausstellung, sind sieben farbige Leuchtsäulen, die im wahrsten Sinne des Wortes Aspekte des Miteinanders mit Menschen mit Demenz beleuchten: Pflege, Kommunikation, Verhaltensveränderungen, Teilhabe, Bedürfnisse, Umfeldgestaltung und gesellschaftliche Normalität. Kurze, prägnante Texte und Impulsfragen laden dazu ein, neue Perspektiven zu erschließen, Haltungen zu hinterfragen und neue Wege im Umgang mit Demenz zu entdecken.
Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung spricht Anja Schollmeyer um 11:00 Uhr in einem Fachvortrag über die Inhalte und Ziele der Ausstellung und beleuchtet die Bedeutung eines stärkenden, normalisierenden Umgangs mit Demenz aus gerontologischer Sicht.
Freitag, 26. September 2025: Mitmach-Workshop: „Stärker werden im Pflegealltag – Salutogenese und Resilienz für die Selbstfürsorge“
Ort: Landratsamt Ilm-Kreis, Raum 220, Ritterstraße 14, Arnstadt, Beginn: 12:30 Uhr
Zum Abschluss der Woche der Demenz steht die Gesundheit der pflegenden Angehörigen im Fokus. In einem praktischen Mitmach-Workshop erhalten Teilnehmerinnen und Teilnehmer wertvolle Impulse zur Selbstfürsorge im Pflegealltag. „Pflege beginnt bei uns selbst – bei unserer Haltung, unserer Kraft, unserer Fähigkeit, gut für andere da zu sein, ohne uns selbst zu verlieren“, so Anja Schollmeyer, die den Workshop leitet. Auf Grundlage der Konzepte Salutogenese (Gesundheit durch Sinnorientierung) und Resilienz (innere Widerstandskraft) lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie sie ihre eigenen Ressourcen stärken und im Alltag gezielt einsetzen können. Kurze theoretische Inputs wechseln sich mit alltagsnahen Übungen und Reflexionen ab.
Wichtiger Hinweis: Die Anwesenheit bei Fachtag und Vorträgen innerhalb der Woche der Demenz kann als Weiterbildungszeit bestätigt werden. Ein entsprechendes Dokument erhalten Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Ihrer Anmeldung.
v.l.n.r.: Landrätin Petra Enders, Leiterin des Kommunalen Pflege- und Seniorenzentrums Christiane Herrmann, Friedemann und Anja Schollmeyer, die Entwickler der "BETTERDEMbefore-Schmerzapp".
V. i. S. d. P. Luise Saitz, Büro Landrätin