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08.05.2019

Woche der Erneuerbaren Energien setzt Impulse für Umgang mit Wasser

Im Schüler- und Freizeitzentrum in Ilmenau ist am Montag die Woche der Erneuerbaren Energien mit einer spannenden Vortragsreihe eröffnet worden. In dieser Woche dreht sich alles um „Wasser – ein starker Tropfen“. Das Element ist nicht nur wichtig für das Überleben, sondern in seiner Kraft auch zerstörerisch und gefährlich für den Menschen. Der ehrenamtliche Beigeordnete des Landkreises, Eckhard Bauerschmidt, und Erdmann-Johannes Steffani vom Verein Energie- und Umweltpark Thüringen e.V. begrüßten die zahlreichen Gäste, unter ihnen viele Mitgründerinnen und Mitgründer der Woche der erneuerbaren Energien, die in diesem Jahr zum 22. Mal stattfindet.

Menschen Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen, ist eine der ältesten Herausforderungen der Neuzeit. Schon im 19. Jahrhundert plagte sich die Stadt Hamburg mit diesem Problem. Der preußisch geführte Teil der Stadt versorgte die Einwohnerinnen und Einwohner mit filtriertem Wasser, der hanseatische nicht. So litten in den 1890er Jahren vor allem die hanseatischen Bürgerinnen und Bürger unter der Cholera. Diesen historischen Abriss nutzte Prof. Jörg Londong von der Bauhaus-Universität Weimar am Montag bei der Eröffnung der Woche der Erneuerbaren Energien im Schüler- und Freizeitzentrum Ilmenau, um deutlich zu machen, dass die Gesundheit des Menschen vom sauberen Wasser abhängt. Diese Abhängigkeit besteht bis heute und ist mehr denn je auf vielen Ebenen gefährdet durch den Menschen selbst.

„Schon immer haben Menschen nur die akuten Effekte von Wasserverschmutzungen bekämpft“, führte der Wissenschaftler aus. Sei es bei Seuchen, bei industriellen Wasserverschmutzungen oder bei unwirtschaftlichen Gewässerführungen, etwa über Äcker. Warum das Wasser verschmutzt ist und wie das verhindert werden kann, werde oft nicht betrachtet. Prof. Jörg Londong benannte klar die modernen Gefahren: Mikroplastiken, vor allem aus Zigarettenkippen, und Feinstaub von Straßen und Belägen, die über das Regenwasser ins Grundwasser gelangen. Industrie-Abwässer, Rückstände von überdüngten Feldern in der konventionellen Landwirtschaft, aus Arzneimitteln und anderen Menschen gemachten Quellen. Flurbereinigungen, bei denen Bäche und Flussläufe verrohrt werden. „Das Wasser kann sich nicht mehr ausbreiten. Fließen muss es trotzdem“, schilderte der Bauingenieur, wie es dann eben auch zu Überflutungen an anderen Stellen kommen kann.

Prof. Jörg Londong hatte eine klare Botschaft: Eine Alleinschuld trägt niemand an diesen Belastungen, doch jeder könne ein Teil der Lösung sein. Wenn Raucherinnen und Raucher ihre Zigarettenstummel ordentlich entsorgen, statt sie in den Rinnstein zu werfen. Wenn weniger Menschen das Auto nutzen. Wenn Felder und Äcker mit natürlichen Verläufen angelegt werden, statt die Natur zurückzudrängen.

Das Wasserhaushaltsgesetz von 2018 regelt deutlich die Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Im ersten Paragrafen heißt es: „Zweck dieses Gesetzes ist es, durch eine nachhaltige Gewässerbewirtschaftung die Gewässer als Bestandteil des Naturhaushalts, als Lebensgrundlage des Menschen, als Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie als nutzbares Gut zu schützen.“ Für Deutschland bescheinigt Prof. Jörg Londong demnach: „Die Gewässer sind in einem schlechten Zustand.“

Um das zu ändern und nicht nur die Symptome zu bekämpfen, braucht es ein Umdenken. „Alles ist Ressource, nichts ist Müll.“ Im Bereich des Abwassers machte er das an einem Modellprojekt deutlich, dass zeigt, wie selbst Fäkalien in nützliche Stoffe wie Phosphor und Wasserstoff für die Energiegewinnung umgesetzt werden können.

Für ein Umdenken steht auch die Woche der Erneuerbaren Energien seit vielen Jahren ein. Die Organisatoren denken den Austausch nachhaltig. Und so freute sich etwa Klimaschutzmanager Felix Schmigalle als einer der Mitorganisatoren, dass auch Uta Kolano vom Nachhaltigkeitszentrum Thüringen die Eröffnung begleitete. Prof. Jörg Londong und die anschließenden Vorträge vom Wasser- und Abwasserzweckverband Ilmenau boten gute Impulse, um an vielen Posterpräsentationen, die Umweltprojekte der TU Ilmenau, des Schüler- und Freizeitzentrums Ilmenau und zum Hochwasserschutz vorstellten, ins Gespräch zu kommen und konkrete Vorhaben anzuregen. Eine gute kulinarische Ergänzung waren die Imbisse von Maria Streitpferdt aus Ilmenau: regional, vegan und vegetarisch, nachhaltig.

Am Dienstag ging es ins Klärwerk Heubisch, um sich innovative Projekte zur Wasseraufbereitung der Bauhaus-Universität anzuschauen, ins UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald, Quellgebiet vieler Flüsse im Ilm-Kreis, und zu einem Theaterstück der Bielfeld-Schule in Arnstadt, „Alles Plaste – oder was?“.

Am Mittwoch findet der Schulenergietag ab 7.30 Uhr bis 12 Uhr in der Grundschule Kirchheim statt. Um 13 Uhr werden dort die Preisträger des Solarbauwettbewerbes prämiert. Die 153 Solarmodelle werden in Zukunft in vielen Firmen und Institutionen des Kreises, die die Woche der Erneuerbaren Energien unterstützen, zu sehen sein und tragen so den Gedanken der Nachhaltigkeit breit in die Öffentlichkeit. Die Woche endet am Samstag von 11 bis 16 Uhr wieder mit einem großen Familienfest in Ilmenau am Wetzlarer Platz. Das E-Mobil-Treffen findet um 12 Uhr in der Regelschule Geraberg statt. Passend zum Motto dürfen sich alle Besucherinnen und Besucher der Abschlussveranstaltung am Samstag um 18.30 Uhr auf einen Seifenblasenflashmob an der Mensa der TU Ilmenau freuen, der in die Lange Nacht der Technik überleitet.

Die Woche der Erneuerbaren Energien lädt noch bis zum 11. Mai 2019 zum Austausch ein.

V. i. S. d. P. Doreen Huth, Büro Landrätin