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23.11.2021

Zur Corona-Lage im Ilm-Kreis - Ilm-Kreis-Kliniken schlagen Alarm

„Die Lage ist ernst. Die vierte Corona-Welle trifft den Ilm-Kreis mit voller Wucht“, erklärte Landrätin Petra Enders heute zur gemeinsamen Pressekonferenz des Ilm-Kreises und der Ilm-Kreis-Kliniken.

Mit Stand zum 23. November wurden 1291 aktive Corona-Fälle durch das Gesundheitsamt ermittelt. 207 neue Fälle sind hinzugekommen, mit Stand zum 22. November sind fünf weitere Todesfälle in Zusammenhang mit Corona zu verzeichnen (259 Todesfälle).

Seit 30. August mit Beginn der vierten Welle sind 3.120 Corona-Fälle im Ilm-Kreis ermittelt worden. 40 Todesfälle in Zusammenhang mit Corona sind seit Anfang September zu verzeichnen.

„Die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes arbeiten an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Sie sind sieben Tage die Woche im Einsatz, die Überstundenkonten quellen über. Und trotzdem ist die tagaktuelle Bearbeitung in der Kontaktverfolgung schon lange nicht mehr möglich. Aktuell sind knapp 800 Fälle unbearbeitet, das heißt, die tatsächliche Inzidenz im Ilm-Kreis liegt weit über 1.000“, betont Landrätin Petra Enders und verweist darauf, dass die Lage in den anderen Thüringer Landkreisen ähnlich ist.

Schwerpunkt bilden nach wie vor Schulen und Kindergärten in der Pandemie. In den letzten 14 Tagen wurden in 24 Schulen und 20 Kitas im Ilm-Kreis Infektionen verzeichnet. Seit Schuljahresbeginn waren 35 Schulen und 33 Kitas betroffen. Nach wie vor treten rund ein Viertel aller Infektionen im Bereich der Schulen und Kindertagesstätten auf. Allein in der letzten Woche wurden 201 Infektionen in der Altersgruppe 0 bis 19 im Ilm-Kreis registriert. Davon 82 im Alter von 0 bis 9 Jahren und 119 im Alter von 10 bis 19 Jahren.

„In diesem Zusammenhang ist die Entscheidung des Landes Thüringen, in Kindertagesstätten auch weiterhin keine verpflichtenden Testangebote zur Bekämpfung der Pandemiesituation anzubieten und die Kosten dafür zu übernehmen, verheerend. Einer der größten Fehler der Landesregierung, der noch immer nicht korrigiert ist“, warnt Petra Enders und fordert die dringende Nachbesserung.

Auch die Ilm-Kreis-Kliniken schlagen Alarm. Aktuell werden 55 bestätigte Corona-Patienten in Arnstadt und Ilmenau isoliert betreut. Bei den Verdachtsfällen sind es 17. Auf den Intensivstationen der Ilm-Kreis-Kliniken liegen 10 Patienten, acht davon werden beatmet. „Die Hospitalisierungsinzidenz ist im Ilm-Kreis am höchsten, die Intensivbetten sind zu 70 Prozent mit Corona-Patienten belegt. Das sind so viele wie noch nie. Dazu kommen hohe Personalausfälle, über ein Viertel des Personals steht aktuell nicht zur Verfügung, teilweise durch Krankenstände aber auch freie Tage, die den Mitarbeitern zustehen und die sie brauchen, um sich zumindest ansatzweise zu regenerieren“, sagt Dr. Marcel John, Geschäftsführer der Ilm-Kreis-Kliniken. Bereits in der vergangenen Woche hatten die Ilm-Kreis-Kliniken einen Aufruf um Unterstützung gestartet. Ehemalige Pflegekräfte, Rettungssanitäter oder FSJ-ler, die in der Pflege tätig waren, werden gebeten, zu unterstützen, um die medizinische Versorgung aufrecht erhalten zu können. Auch eine Anfrage bei der Bundeswehr zur Unterstützung in der Pflege läuft im Moment. „Ohne externe Hilfe schaffen wir es nicht mehr“, betont Dr. Marcel John.

Vor dem Hintergrund weiter steigender Fallzahlen besteht die Sorge, dass Patienten zukünftig nicht umfassend versorgt werden können. Operationen, die nicht akut sind, werden bereits verschoben, Patienten, wenn möglich, in so genannte Level-1 Kliniken verlegt.

Unterdessen steigt die Corona-Impfquote in Deutschland nur langsam, Thüringen gehört zu den Schlusslichtern. „Die Impfzentren müssen unbedingt erhalten und weiter hochgefahren werden“, appelliert Landrätin Petra Enders an die Landesregierung. Aktuelle Daten aus Israel zeigen, dass das Boostern einen ganz entscheidenden Unterschied macht, um die vierte Welle zu brechen.

Auch Dr. John appelliert an die Bürgerinnen und Bürger, auf Hygiene- und Abstandsregeln zu achten, große Menschenansammlungen zu vermeiden und sich impfen zu lassen.

„Impfungen, reduzierte Kontakte und regelmäßige Testungen sind aktuell der beste Weg, um die Pandemie zu brechen“, sagt Landrätin Petra Enders und betont: „Die aktuellen Entwicklungen im Land zeigen, dass unsere Entscheidung, auf Schnell- statt PCR-Tests zu setzen, die richtige war. Wir brauchen die wertvollen PCR-Kapazitäten, um Fälle positiver Schnelltests auszuwerten. Bereits jetzt sind die Labore überlastet“, so Petra Enders.

V. i. S. d. P. Anke Roeder-Eckert, Büro Landrätin