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01.10.2019

Pilzgenuss nur mit Sachverstand

Mit bisher vier Pilzvergiftungen am Anfang der Hauptsaison für die Pilzzeit erlebt der Ilm-Kreis derzeit einen traurigen neuen Rekord. „Ich bitte alle Pilzsammlerinnen und -sammler deshalb, die versierten Kenntnisse und guten Dienste unserer fünf Pilzsachverständigen zu nutzen. Eine Erkennungs-App für Pilze ersetzt nicht das geschulte Auge und Fachwissen dieser Experten. Sie stehen allen Bürgerinnen und Bürgern ehrenamtlich zur Seite und beraten gern zu den Funden“, appelliert Landrätin Petra Enders.

Schon erschreckende vier Pilzvergiftungen gab es zu Beginn der Hauptsaison für diese leckeren Früchte des Waldes. Das meldeten die Pilzsachverständigen bei einem kürzlichen Treffen im Landratsamt. Die fünf ehrenamtlich Tätigen kommen regelmäßig zusammen und tauschen sich aus. Angesiedelt ist die Beratung beim Landratsamt, das dieses so wichtige Ehrenamt unterstützt.

Wie wichtig die Pilzsachverändigen sind, bemerken Betroffene spätestens im Notfall. Bei Vergiftungen durch Pilze werden die örtlichen Pilzsachverständige sofort hinzugezogen, um mit ihrer Hilfe die Art der Vergiftung bestimmen zu können. Von dieser Leistung kann ein Leben abhängen. Denn giftige Pilze wirken ganz unterschiedlich. „Mit den ersten Niederschlägen sind wieder viele Sammlerinnen und Sammler im Ilm-Kis unterwegs. Wir hatten schon einige Beratungen. Viele versuchen, die Pilze selbst zu bestimmen. Oft sogar mit Hilfe von Apps auf dem Handy. Davon raten wir dringend ab. Eine App erfasst weder Geruch noch Entwicklung eines Pilzes. Im Wachstum ändern sich Form und Farbe vieler Pilze. Eine App sieht auch nicht immer die feinen und kleinen Unterschiede zwischen giftigen und genießbaren Pilzen, die sich ähnlich sehen. Eine App kann oft keine Auskunft zum Alter eines Pilzes machen. Das alles kann zu lebensgefährlichen Vergiftungen führen. Im Kreis stehen fünf Pilzsachverständige bereit, um Pilzsammlerinnen und -sammlern einen Genuss mit gutem Gewissen zu ermöglichen“, sagt Gunter Jacob als langjähriger Pilzberater stellvertretend für seine Kolleginnen und Kollegen.

Die bisher vier Vergiftungen gingen glimpflich aus dank der schnellen Auskunft und Einschätzung der Pilzberatung. Ob verdorbene Pilze, allergische Reaktionen oder Verwechslungen mit giftigen Pilzen, in allen Fällen konnte rechtzeitig geholfen werden. „Wer beim Sammeln, Transportieren, Lagern und Verarbeiten von Pilzen nicht äußerste Sorgfalt walten lässt, kann das teuer bezahlen“, warnt Gunter Jacob.

Nützliche Hinweise der Pilzsachverständigen:

  • Es kommt nicht immer auf die Größe an. Oft sind die großen Pilze auch die ältesten. Sie sind für die Verbreitung der Pilze besonders wichtig, weil sie die meisten Sporen abgeben. Sie sind für den Menschen aber auch am wenigsten appetitlich aufgrund ihres Alters und ihrer damit schnelleren Verderblichkeit. Deswegen: Die großen Pilze stehen lassen.
  • Weniger ist mehr. Nicht alle Pilze lassen sich lagern. Deswegen nur so viel mitnehmen, wie man auch wirklich frisch verzehren kann. Wer Pilze lagern will, sollte sich beraten lassen.
  • Frische Luft statt Plastiktüte. Wer Pilze sammelt, sollte sie komplett mit allen Blättern/Mantel am Stiel pflücken. Am besten transportiert man sie in einem luftdurchlässigen Korb und offen. Denn mit der Ernte beginnt die Zersetzung der Eiweiße in den Pilzen und das kann beim Verzehr gefährlich werden. Auskunft geben Pilzberaterinnen und -berater gern.
  • Hinweise auf giftige Pilze geben auch Verfärbungen beim Pflücken oder der Geruch. Die Pilzberatung klärt gern über die Feinheiten bei der Erkennung auf und gibt Hinweise zu den häufigsten Verwechslungen. So gibt es giftige Champignons und Röhrlinge, genießbare Knollenblätterpilze oder Pilze, die genießbar werden, wenn sie von ihrem Schleim befreit werden.
  • Wer Pilze verarbeitet, sollte alle Reste und zur Sicherheit einen übrigen Pilz aufbewahren. So kann im Falle einer Vergiftung schnell und zuverlässig geholfen werden. Auch wer sich nach dem Pilzverzehr übergeben muss, sollte das Erbrochene aufheben. Alles, was Hinweise auf die Art der Vergiftung geben kann, dient der Rettung des Lebens und er Genesung. Eine Liste der aktuellen Pilzsachverständigen liegt auch in den Notfallaufnahmen. Sie werden bei Pilzvergiftungen sofort zu Rate gezogen, weil jede Minute in solchen Fällen zählt.
  • Wer in die Pilzberatung geht, bringt kein Foto von den Pilzen, sondern die Pilze selbst mit. Nur auf deren Grundlage dürfen die Pilzsachverständigen Auskünfte zu den Funden geben.

Das sind die aktuellen Pilzsachverständigen und ihre Erreichbarkeiten:

Felix Hampe

Andreas Gräber

Gunter Jacob

Christel Widder

Yvonne Gießler-Stumpf

Straße des Friedens 11

99330 Gräfenroda

0172/7999307

felix.hampe@email.de

Am Eichicht 12

98693 Ilmenau

03677/8699992

017664414434

InocybeAG@gmx.de

Straße des Friedens 4a

98693 Ilmenau

OT Langewiesen

03677/6890420

0172/7595239

g.jacob@ilm-kreis.de

Porzelstraße 29a

98694 Ilmenau

OT Möhrenbach

036783/80106

Prof.-Nöller-Straße 43

99326 Stadtilm

OT Großliebringen

03629/4620

0177/7866913

Giftnotruf (Helios Klinikum Erfurt): 0361/730730

  

V. i. S. d. P. Doreen Huth, Büro Landrätin