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20.03.2019

Thüringer Gemeinschaftsschule in Stadtilm macht leise Kinder sichtbar

„Manchmal muss man einfach nur gesagt bekommen, dass man großartig ist, weil man es selber mal wieder vergessen hat.“ In einem Herz gerahmt steht dieser Spruch an der Tafel in der Aula der Thüringer Gemeinschaftsschule in Stadtilm. Er ist eine Kernaussage des MamMut-Teams. In dem Projekt, begleitet von den Schulsozialarbeiterinnen Janine Apmann und Alina Schickedanz, kommen die ruhigen und leisen Kinder, die sonst keiner hört, zu Wort. Das Projekt hat Vorbildwirkung, meint auch die TEAG und hat es am Mittwoch, 20. März, als Leuchtturm mit 1000 Euro ausgezeichnet.

„Wir sind die MamMut-Kinder von der Gemeinschaftsschule Stadtilm. Wir sind die ruhigen, leisen und stillen Kinder“, stellten sich am Mittwochvormittag sieben Schülerinnen und Schüler ihrem Publikum in der Aula vor. Im Stuhlkreis hatten Landrätin Petra Enders, Schulleiter Jens Günschmann, Bürgermeister Lars Petermann, Heike Schleicher vom Schulamt Westthüringen, Holger Spatz und Diana Klass von der „Kindervilla Ilmtal“ als Träger der Schulsozialarbeit, die Schulsozialarbeiterinnen Alina Schickedanz und Janine Apmann und Roy Hildebrandt als Projektleiter von „IdeenMachenSchule“ bei Thüringen Energie Platz genommen. In dem Projektwettbewerb hat das MamMut-Projekt der TGS einen Leuchtturm-Preis erhalten. Der zeichnet vorbildliche Projekte an Schulen mit 1000 Euro aus. In Stadtilm überzeugte die Jury, wie Kinder im MamMut-Team lernen, sich selbst wertzuschätzen, anzuerkennen, Selbstbewusstsein entwickeln und so sich vor Mobbing schützen können. Das hilft vor allem den leisen, ruhigen Kindern, den Einzelgängern in den Klassen, die oft allein auf dem Schulhof stehen. An sie richtet sich das Projekt.

Und um zu verstehen, wie das Projekt funktioniert, wurden alle Beteiligten im Stuhlkreis zu einer Sitzung des MamMut-Teams eingeladen. Kevin stellte den Ablauf vor. Tee kochen, Süßes und Obst bereitstellen, alle nehmen Platz. Dann sucht sich jeder eine Karte aus einem Stapel, die die aktuelle Gemütslage am besten widergibt. Jeder wird befragt, warum die Karte gewählt wurde, es einem gut oder schlecht geht, was gerade los ist. Auch die Gäste berichteten am Mittwoch von ihrer aktuellen Gefühlslage. Da war der eine müde, weil er kein Morgenmensch ist, die andere hoch erfreut, weil sie die Kinder kennenlernen konnte, oder wiederum andere motiviert, weil sie gerade für einen Wettkampftraining. Die Mädchen und Jungen aber waren aufgeregt, vor so viel Publikum ihren Stuhlkreis durchzuführen.

Immerhin sprachen dort Kinder zu Vertretern aus Politik und Verwaltung, die sonst nicht auffallen im Alltag. Sie stehen allein auf dem Schulhof, sind leise und still, werden oft übersehen oder sogar gemobbt. Sich selbst in seinen Stärken wahrzunehmen, fällt da schwer. Im MamMut-Projekt lernen es die Kinder. Sie reden über ihre Gefühle, besprechen ihre Stärken, Eigenschaften, die sie an sich lieben und wie sie sich selbst bewusster wahrnehmen können für mehr Selbstbewusstsein. So gestärkt fühlen sich die Kinder geschützt vor Angriffen. Sie lernen, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Sie entwickeln auch füreinander einen starken Gemeinschaftssinn.

„Frau Enders, was ist Ihre Lieblingseigenschaft an sich selbst?“, fragt ein Mädchen die Landrätin. Die Landrätin erzählt, dass sie gern unter Menschen ist, sich mit ihnen gern unterhält. Lars Petermann mag an sich, dass er verlässlich ist und aufgeschlossen. Heike Schleicher berichtet, dass sie gern auf andere zugeht. Jens Günschmann schätzt an sich die Ruhe. Auch die Kinder kommen zu Wort. Sie sprechen von ihren Stärken und trauen sich, ihre Gefühle mitzuteilen. Dafür ernten sie viel Bewunderung von den Erwachsenen. Am Ende klatschen sich alle ab. „Ihr schafft es, über Dinge zu reden, die in unserer Gesellschaft leider immer kürzer kommen. Und damit zeigt ihr wahre Stärke“, beschrieb Landrätin Petra Enders ihren Respekt für das MamMut-Team. Sie würdigte auch das Engagement der Schulsozialarbeit, die den Kindern helfe starke Persönlichkeiten zu entwickeln, die sie bis ins Erwachsenenleben für sich bewahren können.

Die TGS erhielt schon vor zwei Jahren eine Auszeichnung als Leuchtturm. Dass sie nun wieder mit einem Preis bedacht wurde, sei eigentlich unüblich, berichtete Roy Hildebrandt. Doch das MamMut-Team sei so herausragend und vorbildhaft in der Präventionsarbeit gegen Mobbing, dass die Macher des Wettbewerbes „IdeenMachenSchule“ nicht anders entscheiden wollten. Nun hoffen alle auf eine Verstetigung an der TGS. Vor allem aber die Schülerinnen und Schüler, die als MamMut-Kinder lernen, dass sie stark sind. Jedes Kind im Projekt erhält eine Urkunde. Auf ihr steht ein Zitat aus Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“:

Tommy und Annika: „Der Sturm wird immer stärker!“

Pippi: „Das macht nichts. Ich auch!“

Janine Apmann, die MamMut-Kinder, Roy Hildebrandt von IdeenMachenSchule und Alina Schickedanz.

V. i. S. d. P. Doreen Huth, Büro Landrätin