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09.04.2019

Vernetzte Mobilität wird im Ilm-Kreis erforscht

Das Thüringer Innovationszentrum Mobilität (Thimo) mit Sitz an der Technischen Universität Ilmenau hat am Dienstag einen neuen Fahrsimulator eingeweiht und in diesem Zusammenhang seine vernetzte Forschung im Bereich des autonomen Fahrens vorgestellt. „In diesen innovativen Ansätzen sehe ich viele Möglichkeiten, einen starken und modernen Nahverkehr zu entwickeln. Die Kombination TU Ilmenau/Thimo, der Ilm-Kreis als Aufgabenträger und die Stadt Ilmenau mit ihrem Smart City-Konzept bilden eine perfekte Grundlage für ein Modellprojekt im Bereich des ÖPNV“, sagt Landrätin Petra Enders. In erster Linie soll mit dem modernen Forschungsgerät das Fahrverhalten an der Schnittstelle Mensch-Maschine untersucht werden.

Der Ilm-Kreis verdankt seine führende Rolle in der Thüringer Wirtschaft unter anderem der hervorragenden Innovationsleistung an der Technischen Universität Ilmenau. In ihrem Umfeld entstand 2011 das Thüringer Innovationszentrum Mobilität mit Prof. Klaus Augsburg als Leiter und Schnittstelle zum Fachgebiet Kraftfahrzeugtechnik.Am 9. April 2019 hat das Thimo einen Fahrsimulator eingeweiht, mit dem das Zentrum einen weiteren Schritt in Richtung autonomes Fahren geht. In den dynamischen Fahrsimulator investierten das Land Thüringen 300.000 Euro und das Fachgebiet 120.000 Euro. Landrätin Petra Enders zeigte sich beeindruckt von der Entwicklungskraft dieser Technik. Sie sieht darin viele Möglichkeiten, im Ilm-Kreis beispielhafte Forschung zu betreiben und sie in die Anwendung zu bringen im ländlichen Raum.

Seit acht Jahren arbeitet das Thimo an einem Netzwerk zur Erforschung der Mobilität. Prüfstände, die Fahrverhalten und verschiedene technische Aspekte in Echtzeit gleichzeitig erfassen, global einsetzbar und modulierbar sind sowie dezentral ansteuerbar, bilden den Kern der Arbeit. Ein weiteres Herzstück ist nun der Fahrsimulator. Mit ihm wird quasi das Fahrgefühl erforscht. Wie verhalten sich Menschen am Steuer und wie nutzen sie Assistenzsysteme? Je mehr solch moderner Technik in Autos verbaut wird, desto autonomer können sie agieren. Doch die Gefahren tauchen auf, wo autonom fahrende Fahrzeuge auf andere treffen beziehungsweise im Mischverkehr. Deswegen ist es umso wichtiger, das Fahrverhalten zu erforschen. Wie reagieren Fahrerinnen und Fahrer auf Reifenplatzer? Wie bremsen sie bei Glatteis? Wann beschleunigen sie? Welchen Einfluss üben Assistenzsysteme aus?

Seit 15 Jahren schon forscht das Fachgebiet Kraftfahrzeugtechnik an haptischen Systemen zur Messung von Fahrverhalten und -dynamik. Mit speziellen Prüfeinrichtungen an Autos oder in Laboren berührten die Messungen bisher die reale Welt. Mit dem Fahrsimulator gelingt der Schritt in die virtuelle Welt, die mit den Messungen in der realen gekoppelt werden kann. Forschung 4.0 eben, die Echtzeiterfassungen verschiedenster Fahrbereiche erlaubt und sich modular von überall her flexibel ansteuern lässt.

Mit diesen Innovationen bleiben das Thimo und die TU Ilmenau aber nicht unter sich. Soll es einmal einen sicheren und zuverlässigen Mischverkehr von stark autonomen und weniger autonom fahrenden Autos geben, muss dieser auch auf der Straße erforscht werden. Am Flugplatz Alkersleben geschieht dies schon in vielen Bereichen. Das Thimo nutzt die Flächen für seine Untersuchungen. Darüber hinaus entsteht in Ilmenau ein Mobilitätszentrum, mit dem der Modebegriff „Smart City“ noch ganz anders gedacht werden kann. In dem Mobilitätszentrum am Bahnhof werden nicht nur Demonstrationsräume für die Forschungen der TU entstehen. Rektor Prof. Peter Scharff denkt an ein Ladesäulensystem für E-Mobilität und Brennstoffzellen für Wasserstoff betriebene Fahrzeuge. Eine enge Anbindung auf der Schiene oder per Bus nach Erfurt und Bayern schwebt ihm vor für attraktive Angebote außerhalb des Studiums.

Als Erprobung solch neuer Fahrsysteme bietet sich der öffentliche Nahverkehr an, den auch Landrätin Petra Enders innovativ, modern und zukunftssicher gestalten will. Von der Idee, auch in diesem Bereich die Forschungen des Thimo und der TU Ilmenau einfließen zu lassen, zeigte sie sich sehr angetan. Sicherlich liegen autonom fahrende Busse noch weit in der Zukunft, aber Brennstoffzellen-Tankstellen und entsprechend betriebene Busse können ein erster Schritt sein. „Wenn in Katzhütte der Wasserstoffzug fährt, dann kriegen wir so etwas doch auch in Ilmenau hin“, schaute Prof. Klaus Augsburg zuversichtlich in die Zukunft. Ilmenaus Bürgermeisterin Beate Misch und Landrätin Petra Enders hat er da auf seiner Seite.

In Echtzeit können die simulierten Fahrten und Reaktionen auf Modellautos und echte Autos in Prüfständen übertragen werden für weitere Messungen.

V. i. S. d. P. Doreen Huth, Büro Landrätin