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22.11.2018

Jugendtheater gastiert an der TGS Stadtilm

Mit einem spannenden und mitreißenden Stück hat das Theater Sonni Maier am Donnerstag den siebten bis zehnten Klassen der Thüringer Gemeinschaftsschule Stadtilm die Gefahren der Datensammlung und Datenverarbeitung aufgezeigt. In einer Mischung aus dem Kino-Erfolg „Matrix“ und dem Kinderbuch-Klassiker „Momo“ zeigten Sonni Maier als Cynthia, Tobias Vorberg als Andi und Stefanie Linnenberg als Elisa, was Selbstoptimierungsdruck mit jungen Menschen anstellen kann.

Das Jugendamt des Landkreises bot am Donnerstag, 22. November, in der Thüringer Gemeinschaftsschule Stadtilm für die siebten bis zehnten Klassen einen wahren Science-Fiction-Thriller mit Entführungen, Bedrohungen und viel Druck. Auf Einladung des Amtes gastierte das Theater Sonni Maier an der Schule und brachte den Schülern den verantwortungsvollen Umgang mit Daten in digitalen Zeiten näher. Die Schülerinnen und Schüler erfuhren aber auch, was Leistungsdruck und der Wahn der Selbstoptimierung mit Menschen anstellen können. Der Schulleiter Jens Günschmann war von der Idee der Theatergruppe, durch das Jugendamt vermittelt, gleich angetan und begrüßte Sonni Maier und ihre Schauspielkolleginnen und -kollegen an der Schule.

Was bleibt einem noch vom Leben, wenn man all seine privaten Sachen, alle Fakten, alle Umstände und Zustände, Handlungen, Entscheidungen, alle Beziehungen und Interaktionen einem riesigen Datensammelalgorithmus überlässt? Er treibt einem nicht nur zur immer wieder aufgeforderten Selbstoptimierung an, er verstärkt nicht nur den Leistungsdruck, um an noch mehr Daten zu kommen, er nimmt einem auch die Energie und den Blick für das, was zählt. In dem Theaterstück „druck“ von und mit Sonni Maier wird genau das thematisiert. Cynthia und Andi sind beste Freunde, zu schüchtern, um sich einzugestehen, dass es mehr als Freundschaft ist. Beide lieben es, zu programmieren. Das weckt die Aufmerksamkeit der Firma Digicorp. Plötzlich steht Elisa als Firmenvertreterin und Talentsucherin in der Tür und macht ein reizvolles Angebot: Karriere, Leistungsoptimierung, der große Traum des Perfektionismus.

Cynthia gibt dem Druck, den sie sich selbst auferlegt, nach und sagt zu. Ihr Freund Andi versucht es anfangs auch, scheitert anscheinend und findet doch zu sich selbst. Die Datensammelmaschinerie aber, die Cynthia für Digicorp entwickelt, ist in Gang gesetzt. Andi kann ihr nur im Untergrund entkommen. Alle anderen, die sich erst freiwillig dann verpflichtend mit dem Suri-Implantat chippen lassen, geben alles her, um vorgeblich immer besser werden zu können. Am Ende sind sie Getriebene in einem System der Life Sciences, das vorgibt, mit Apps und Überwachung für Sicherheit, Gesundheit, Wohlergehen und Wohlstand zu sorgen, eigentlich aber mit der Datensammlerei nur eines bezweckt: Lebensenergie abzapfen.

Und wie bei Momo agieren im Hintergrund „graue Männer“. Nur sind es in der Firma Digicorp „Datenvampire“, die die Energie der Menschen aussaugen, ihre Lebensfreude, ihren Spaß. In einem großen Showdown endet das Szenario mit der Flucht der beiden Hauptakteure. Doch der Algorithmus arbeitet weiter…

Wie umgehen mit Druck, fragten Sonni Maier und die anderen Schauspieler am Ende das Publikum. In einer Auswertung besprachen die Theatermacher aus Witten mit den Jugendlichen die gespielten Themen. Das Stück „druck“ hat viele Unterstützer und Förderer wie das Kulturministerium in Nordrhein-Westfalen, das Bundesfamilienministerium, Stiftungen, Vereine und Unternehmen. Es zielt auf Jugendliche ab und will Problemthemen ins Bewusstsein rücken. Wer am Ende des Stückes auf sein Handy schaut, bekommt tatsächlich ein mulmiges Gefühl. Wer weiß was von mir? Viele Nutzerinnen und Nutzer digitaler Medien und Plattformen können diese Frage nicht mehr so einfach beantworten. Dafür wissen sie aber genau, wie viele Schritte sie gemacht, welche Kalorien gegessen und wie sie geschlafen haben. Die App verrät es. Bis zu den flächendeckend eingesetzten Chips ist es nur noch ein kurzer Schritt.

Vor Ort war auch ein Kamera-Team des MDR. Zu sehen ist der Bericht im Thüringen Journal vom Donnerstag und dann in der Mediathek.

V. i. S. d. P. Doreen Huth, Büro Landrätin

Druck mit Sonni Maier (Cynthia), Tobias Vorberg (Andi), Stefanie Linnenberg (Elisa)