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22.02.2019

Soziale Gerechtigkeit beginnt im Kindergarten

Seit zehn Jahren gibt es den Welttag zur sozialen Gerechtigkeit. Erstmalig ausgerufen wurde er am 20. Februar 2009 durch die  Vereinten Nationen. Was soziale Gerechtigkeit genau bedeutet, wird vielfach diskutiert. Sie macht sich nicht nur am Einkommen fest. Der Ilm-Kreis verankert soziale Gerechtigkeit unter anderem in der Armutspräventionsstrategie und im Integrationskonzept und deren Umsetzung.

Soziale Gerechtigkeit spiegelt sich im Ilm-Kreis statistisch im Sozialatlas wider. In ihm wird die soziale Entwicklung des Landkreises erfasst. Aus den Daten entwickeln die Ämter des Landkreises verschiedene Maßnahmen, die Sozialplanung und die Armutspräventionsstrategie.

Grundlage aller Betrachtungen sind die Daten zum Bevölkerungsstand, seiner Entwicklung und Strukturen. Aus ihnen ergeben sich die (sozial-)infrastrukturellen Planungen. Geht man davon aus, dass soziale Gerechtigkeit neben dem Einkommen auch bedeutet, einen gerechten und gleichen Zugang zu Bildung und Gesundheit zu haben und an kulturellen Angeboten teilnehmen zu können, wird klar, dass soziale Gerechtigkeit schon im Kindesalter anfangen muss. Erhalten Kinder und Jugendliche unabhängig vom Einkommen der Eltern gerecht Zugang zur Bildung, bietet das die größten Chancen, sozialer Ungleichheit entgegenzuwirken. Die Voraussetzungen dafür werden im frühen Kindesalter gelegt.

Im Ilm-Kreis gibt es 61 Tageseinrichtungen für Kinder mit 4962 genehmigten Plätzen (Stand 2018). Betreut wurden im vergangenen Jahr 4676 Mädchen und Jungen. In den Tageseinrichtungen leistet das Gesundheitsamt etwa mit seinem zahnärztlichen Dienst Aufklärungsarbeit, das Jugendamt bietet Beratungen und Hilfen für Erzieherinnen und Erzieher, aber auch für Eltern im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe an. Soziale Gruppenarbeit, Betreuungshelfer, Erziehungsberatung, Pflegeunterstützung und mehr sind in diesem Bereich festgeschrieben. Einkommensschwache Eltern können eine Unterstützung bei den Kita-Beiträgen in Anspruch nehmen.

Nach dem Kindergarten begleitet der Ilm-Kreis die Kinder in den Schulen weiter. Im Schuljahr 2017/18 wurden 9144 Schülerinnen und Schüler in 461 Klassen der 44 Schulen beschult, davon fünf in freier Trägerschaft. Der Ilm-Kreis trägt die Hortbetreuung, fördert die Schulsozialarbeit an und leistet weiter Aufklärungsarbeit in Präventionsprojekten bei den Heranwachsenden im Gesundheitsbereich. Als Träger der Schulen saniert der Ilm-Kreis sukzessiv die Schulgebäude und schafft angenehme, moderne und kindgerechte Lernatmosphären. So wird die Grundschule Langewiesen derzeit komplett saniert und umgebaut, mehrere Turnhallen sind im Haushalt des Kreises für die Sanierung vorgesehen und weitere Maßnahmen beginnen in diesem Jahr etwa in Arnstadt oder werden fort- und zu Ende geführt wie in Marlishausen. Investiert wird auch 2019 hauptsächlich in Schulen.

Soziale Gerechtigkeit meint aber mehr für Kinder, als nur lernen zu können. So unterstützt der Landkreis Familien bei den Ferienangeboten, bietet Sozialermäßigungen in der Musikschule an, unterstützt über den Jugendförderplan Angebote für Kinder und Jugendliche. Um einkommensschwache Familien oder Alleinerziehende zu entlasten, gibt es beim Kreis die Grundsicherungs- und Unterhaltsvorschussleistungen.

All diese Angebote haben ein Ziel: Je früher die Förderung ansetzt, desto positiver wirkt sie sich auf den Schulerfolg der Kinder aus. Sie ermöglichen den Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, entlasten Alleinerziehende und wirken für die Geförderten bis ins Erwachsenenalter fort. Sie haben Einfluss auf den beruflichen Werdegang, die Gesundheit und die Verhinderung, straffällig zu werden.

Zum Ende des Schuljahres 2016/17 gab es 815 Absolventen an den allgemeinbildenden Schulen des Ilm-Kreises. 74 Schülerinnen und Schüler machten keinen Abschluss, 124 erreichten den Hauptschulabschluss, 380 den Regelschulabschluss, 237 erlangten die allgemeine Hochschulreife. Die gut ausgebildeten Abgänger sind wichtig für den Landkreis und mit Aktionstagen, Berufsinformationsmessen, Broschüren und Beratungen wirbt er für eine Ausbildung und berufliche Perspektive im Ilm-Kreis.

Wer einer angemessen vergüteten Erwerbsarbeit nachgeht, bildet die Grundlage für seine finanzielle Sicherheit, auch im hohen Alter. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort im Ilm-Kreis steigt seit den vergangenen Jahren. Mitte 2017 waren es 42.886 Beschäftigte. Wer einer angemessen entlohnten Beschäftigung nachgeht, kann wiederum eine Familie gründen und so schließt sich wieder der Kreislauf.

Die soziale Situation stellt sich im Ilm-Kreis nicht überall gleich dar. Deshalb arbeitet der Sozialatlas mit Sozialprofilen. Zugrunde gelegt werden die Durchschnittswerte des Ilm-Kreises. In einem zweiten Schritt werden die jeweiligen Abweichungen für die Sozialräume ermittelt. Es gibt nach den Kennzeichnungen vor der Gebietsreform die Sozialräume Arnstadt (Stadt Arnstadt), Ilmenau (Stadt Ilmenau), Ost (Stadtilm, Ilmtal, VG Riechheimer Berg), Süd (VG Großbreitenbach, VG Langer Berg, Langewiesen, VG Rennsteig, Wolfsberg) und Nord-West (Amt Wachsenburg, Wipfratal, VG Geratal, VG Oberes Geratal). Verglichen werden die Faktoren Bevölkerung unter 18, Bevölkerung über 65, Ausländer, Arbeitslosigkeit, Langzeitarbeitslosigkeit, Arbeitslosigkeit unter 25, Kinder in Bedarfsgemeinschaften, Sozialhilfe, Unterhaltsvorschuss, Hilfe zur Erziehung, Auffälligkeiten des Gewichts und Auffälligkeiten der Zahngesundheit. So lässt sich etwa sagen, dass in Arnstadt mehr Leistungen zur Unterstützung in Anspruch genommen werden als in Ilmenau. Es gibt in Arnstadt zudem mehr Arbeitslose als in Ilmenau. Der Ausländeranteil ist in Ilmenau höher als in Arnstadt. Im Sozialraum Ost gibt es die meisten Einheimischen unter 18 Jahre.

V. i. S. d. P. Doreen Huth, Büro Landrätin